Archivgut Nachlass

Maria L. NL 279 II

Februar 1940 bis 1970er-Jahre

Weitere Informationen

Einrichtung: Sammlung Frauennachlässe | Wien
Jahr: Februar 1940 bis 1970er-Jahre
Sprache: Deutsch
Beschreibung:
<p><b>Orte: </b>Hollabrunn und Wiener Neustadt in Niederösterreich, Wien; Jüterbog in Deutschland; Urlaubsorte: Großglocknergebiet in Kärnten, Bisamberg in Niederösterreich, Obertauern in Salzburg, Aigen und Pürgg in der Steiermark, Tristach in Tirol, London und andere Orte in Großbritannien u.a.</p>
<p><b>Quellentypen: </b>Korrespondenz (Paarkorrespondenz, Feldpost aus den 2. Weltkrieg, Kriegsgefangenenpost): 160 Schreiben (als Abschrift); 211 Fotografien (alles als Scan, Abschriften bzw. in Kopie)</p>
<p><b>Zum Bestand: </b>Schreiberin/Empfängerin: Dr.in Maria L. (geb. S.); geb. 1911 in Hollabrunn in Niederösterreich, gest. 2002 in Wien

Schreiber/Empfänger: Dr. Anton L.; 1904-1984, geb. und gest. in Wien

Übergeber: Dr. Anton L. (Sohn), 2016 und 2021



Dr.in Maria L. (geb. S.) war Ärztin. Sie wuchs mit drei Geschwistern in Hollabrunn in Niederösterreich auf. Die Eltern führten hier ein Geschäft für Schnittwaren und Stoffe. Maria L. besuchte als eines der ersten zehn Mädchen das Erzbischöfliche Knabengymnasium in Hollabrunn, was nur unter Repressalien möglich war. Wie eine ihrer Schwestern begann sie ein Universitätsstudium in Wien, die zweite Schwester lernte Schneiderin, der Bruder übernahm den Betrieb der Eltern.

Beim „Turnus“ in der Wiener Klinik Rudolfstiftung lernte Maria L. den Oberarzt Dr. Anton L. kennen. Er war in Wien aufgewachsen, seine Mutter Olga L. (1868-1949) war gelernte Foto-Colouristin, sein Vater Hofrat Anton L. (1861-1929) Gymnasiallehrer, Schulinspektor und Techniker.

Anton L. wurde im Zweiten Weltkrieg als Militärarzt zum Frontdienst eingezogen. Maria L. arbeitete ab 1940 im Krankenhaus Hietzing. 1941 heiratete das Paar. Ab 1942 war Maria L. in einer „Mütterberatungsstelle“ in Wiener Neustadt in Niederösterreich tätig.

Ihr schriftlicher Nachlass besteht zum Großteil aus Fotografien und Korrespondenzen. Die Fotografien liegen als Scans vor, die Korrespondenzen als computergeschriebene Abschriften.

Aus der Korrespondenz des Paares sind 69 Schreiben erhalten, die Maria L. zwischen Februar und August 1940 sowie im Oktober und November 1942 an Verlobten und später Ehemann geschrieben hat. Es sind nicht die originalen Briefe, sondern Duplikate, die sie selbst anfertigte.

In den Schreiben aus 1940 berichtete Maria L. über tägliche Vorkommnisse und ihre Arbeit als Ärztin in Spitälern und Schulen in Wien: "Heute hab ich seit 10 Tagen die erste Post wieder von dir gekriegt. Es ist eine Karte vom 18. V., in der du schreibst, daß ihr rasch vorrückt. Ich bin so froh über dieses Lebenszeichen von dir. […] Von hier gibt es nicht viel zu berichten. Am Freitag voriger Woche hab ich frei gehabt und im Laufe des Nachmittags 88 Buben untersucht. Jetzt fehlen nur noch 2 Klassen. Am Donnerstag muß ich zum ersten Mal Gesundheitslehre halten. […] Mit dem Impfen sind wir vorige Woche fertig geworden, diese Woche bin ich wieder auf der Hautabteilung und dann fängt die Geschichte zum zweiten Mal an" (27. Mai 1940). Auch Freizeitaktivitäten wie Kinobesuche, Besuche bei den Eltern und ein Skikurs im Jänner und Februar 1940 in Obertauern in Salzburg wurden ausführlich geschildert.

In den Briefen aus 1942 wurden neben Geschehnissen in der Arbeit vor allem die Renovierung der Wohnung des Paares in Wien, Zukunftspläne und die Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen besprochen: "Es ist direkt zum Lachen. Ich träume fast doch nicht. Aber die Wohnung verfolgt mich jetzt sogar im Schlaf. Meine größte Freude wäre es ja, sie dir fertig vorführen zu können. […] Stell dir vor, wie herrlich es ist, wenn wir gemeinsam in der schönen Wohnung herumspazieren, im schönen Schlafzimmer, Wohnzimmer und in der Ordination. Und die Küche wird auch gerichtet sein, kurzum alles, du, dann lass ich dich überhaupt nicht mehr fort" (4. November 1942).

Von Anton L.sBriefen sind insgesamt 68 Schreiben erhalten, die er zwischen April 1941 und Jänner 1944 von der Front an seine Frau geschrieben hat. Er berichtete darin von seiner Arbeit als Militärarzt und erkundigte sich regelmäßig über die Neuigkeiten beim Umbau der Wohnung in Wien. Auch seine Liebe zu Maria L. und ihre Begeisterung für das Autofahren werden immer wieder thematisiert: "Das ist fein, daß Dir das Auto so viel Freude macht. Es ist aber jetzt sicher auch landschaftlich herrlich, wenn alles blüht. Wiesmath kenne ich, Lichtenegg nicht. Warst Du schon dort? Du kannst ja sicher schon ausgezeichnet fahren. Ich bin sehr glücklich darüber, daß Du das Gefühl hast, es wird Dir an meiner Seite immer gefallen und gut gehen. Ich glaube zuversichtlich, daß ich Dich nie in diese Richtung enttäuschen werde; wie sollte ich auch, wo ich doch so gerne an Deiner Seite bin und mich so restlos glücklich mit Dir fühle. Den einen Nachteil hat die Ehe für mich; daß ich seither dem Kriegsende viel ungeduldiger entgegensehe als bisher" (11. Mai 1941).

1944 wurde ihr erster Sohn geboren. Maria L. war zu der Zeit wieder in Hollabrunn bei ihren Eltern.

Aus der Nachkriegszeit ist ein einzelner Brief von Anton L. (als Scan) im Bestand, den er im August 1945 in sowjetischer Kriegsgefangenschaft in Jüterbog in Deutschland geschrieben hat. Von Maria L. ist ein Brieftagebuch erhalten, in das sie zwischen Juli und September 1945 21 Schreiben eingetragen hat, die an den kriegsgefangenen Ehemann gerichtet sind: "Vor einigen Tagen ist mir plötzlich der Gedanke gekommen, ich schreibe ein Tagebuch für dich, damit die Zeit der Trennung nicht ganz verloren ist, ich weiß es nicht, werden es Monate, werden es Jahre sein und du kannst dann beim Lesen diese Zeit ein bisschen miterleben und die Fremdheit der Trennung wird rascher schwinden" (22. Juli 1945). Maria L. beschrieb ihre Rückkehr nach Wien und die Gestaltung des Alltags. Zudem berichtete sie die Entwicklung ihres kleinen Sohnes, den sie im Oktober 1945 nach Wien nachgeholt hat. In einem nachgestellten Eintrag von November 1946 berichtet Maria L. von der Rückkehr ihres Mannes aus der Kriegsgefangenschaft.

1946 und 1949 kamen die zwei weiteren Kinder zur Welt. Das Ehepaar L. führte dann über viele Jahrzehnte eine gemeinsame Praxis für Allgemeinmedizin, die in einem Teil ihrer Wohnung im vierten Wiener Gemeindebezirk untergebracht war. Diese Praxis hat später ihr ältester Sohn übernommen.

Aus der Kindheit und Jugendzeit der drei Kinder sind 211 Fotografien erhalten, die im Zeitraum von 1949 bis in die 1970er-Jahre aufgenommen wurden. Auf den Gruppenfotografien und Schnappschussbildern sind die Mitglieder der Familie bei Ausflügen und Urlauben u.a. in Osttirol, in der Steiermark und in Niederösterreich u.a. beim Wandern, Schwimmen, Skifahren oder im Garten zu sehen. Auch ein Ausflug auf den Großglockner ist dokumentiert. Bei der Fahrt in den Sommerurlaub nach Osttirol 1949 ist Maria L. am Steuer des Autos zu sehen. Weitere Motive sind Geburtstagsfeiern, Erstkommunion sowie die Jugendtheateraufführung der Tochter sowie ein Aufenthalt in Großbritannien. Spätere Fotografien zeigen Maria L. mit ihren Enkelkindern. Inzwischen tragen Familienmitglieder aus fünf Generationen den Namen Anton.</p>
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