Archivgut Nachlass

Erika S. NL 261 VI

November 1867 bis März 1877, Jänner 1901 bis 1974, 2000er-Jahre

Weitere Informationen

Einrichtung: Sammlung Frauennachlässe | Wien
Jahr: November 1867 bis März 1877, Jänner 1901 bis 1974, 2000er-Jahre
Sprache: Deutsch
Beschreibung:
<p><b>Orte: </b>Linz in Oberösterreich, Fehring, Friedberg und Frohnleiten in der Steiermark, Bregenz in Vorarlberg, Wien; Klein Belitz, Visselhövede, Würzburg und andere Orte in Deutschland; La Roche-sur-Foron und Lourdes in Frankreich; Roma (Rom) und andere Orte in Italien; Rijeka (Fiume) und Pula (Pola/Polei) in Kroatien; Celje (Cilli) in Slowenien; Lequeitio in Spanien</p>
<p><b>Quellentypen: </b>Tagebuch (Frauentagebuch, Reisetagebuch): 2 Bände; Aufzeichnungen in Buchform: 1 Poesiealbum, 1 Adressbuch, 4 Notizbücher mit Gebeten; Korrespondenz (Familienkorrespondenz, Freundschaftskorrespondenz): ca. 40 Schreiben (tw. in Abschrift); 33 amtliche Dokumente; Dokumente zu Schul- und Berufslaufbahn: 6 Schul- und Dienstzeugnisse, 1 Arbeitsbuch; autobiografische Aufzeichnungen: Text (5 Seiten); 26 Fotografien; Weiteres: Zeitungsausschnitte, Bücher, Andachtsbilder, Gebete, Stickvorlagen, Holzkassette</p>
<p><b>Zum Bestand: </b>Schreiberin: Erika S.; geb. 1909 in Rijeka in Kroatien, gest. 1988 in Linz

Übergeberin: Agnes R. (Wahlnichte von Erika S.), 2019



Erika S. wurde als jüngste der drei Töchter von Pia S. (geb. Freiin von der K., 1872-1960) und Karl S. (1862-1938) in Fiume (Rijeka) an der Adria geboren. Der aus Celje (Cilli) gebürtige Vater war hier und später in Pola (Pula) als Offizier bei der Marine stationier. Er wurde in den Adelsstand erhoben, 1917 Vizeadmiral. Die aus Deutschland gebürtige Mutter war vor ihrer Heirat als Hofdame bei einer österreichischen Erzherzogin tätig gewesen. Die Familie lebte in entsprechend gut situierten Verhältnissen. Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurden Erika S. und ihre Mutter aus Pola evakuiert. Sie kamen nach Frohnleiten in der Steiermark.

Ihre beiden älteren Schwestern besuchten zu der Zeit bereits Internate in Wien und Niederösterreich. Sie selbst kam in das Internat der Salesianerinnen am Rennweg in Wien. Aus dieser Zeit ist ein Poesiealbum mit wenigen Einträgen erhalten.

In einer umfangreichen Sammlung von 40 amtlichen Dokumenten sind auch Papier der Eltern, Großeltern und Schwestern von Erika S. enthalten, die vom 19. Jahrhundert bis in 1960er-Jahre reichen. Darunter befindet sich z.B. eine "Amtliche Legitimation bei Reisen auf Schiffen für Frauen und Kinder von […] Militärbeamten der k. u. k. Kriegsmarine" aus 1916. Diesen Dokumenten ist ein PC-geschriebener Stammbaum der betreffenden Personen beigelegt.

Familie S. hatte sich nach Ende des Ersten Weltkriegs in Marienberg in St. Magdalena bei Linz niedergelassen, wo Erika S.s Schwester Maria Anna S. (1903-1922) (vermutlich) an TBC starb. Ihre zweite Schwester Elisabeth S. (1901-1977) hielt sich zwei Jahre lang als Gouvernante in Kairo auf und trat 1928 in das Karmel-Kloster in Linz ein.

Erika S. besuchte von 1922 bis 1927 die Lehr- und Erziehungsanstalt sowie die 1 Frauenschulklasse in Riedenburg-Bregenz, wo sie 1928 die Lehrbefähigungsprüfung in Französisch ablegte. Nach dem Abschluss ihrer Ausbildung lebte sie gemeinsam mit ihrer Mutter in Marienberg. 1936 absolvierte sie die Stenotypistenprüfung in Linz, wo sie bis 1942 verschiedene Kanzleiposten innehatte, u.a. beim Heeresbauamt und der Wehrersatzinspektion. Später arbeitete sie auch in einer Nähstube. Die Schul- und Berufslaufbahn von Erika S. ist anhand ihrer Lehrbefähigungs-, Stenotypistenprüfungs- und Dienstzeugnisse aus dem Zeitraum von 1928 bis 1939 sowie einem Arbeitsbuch zur Tätigkeit als Stenotypistin ab 1938 belegt.

In den frühen 1930er- und 1950erJahren unternahm sie Pilgerinnenreisen nach Rom und Lourdes. Ausführliche Berichte darüber enthält ein Reisetagebuch (87 Seiten), in dem Erika S. die Tagesabläufe, Unternehmungen und Vorkommnisse, die besuchten Orte und die Messen festhielt: "Um ½ 6h am Largo Argentino. Nahm dort gemeinsam mit einigen Französinnen ein Taxi nach St. Peter - 100 Lire. Am Petersplatz bemerkte ich das Fehlen meines Schleiers. Que faire? So verlor ich fast ½ Stunde mit Suchen und Fragen" (1. November 1950). Zudem sind die Unterkünfte und Bekanntschaften beschrieben: "Um 3/4 8h souper, wir sassen am einen Tischende + am andere 4 alte Jungfern die uns sehr zum Lachen reizten" (19. April 1933). Auf den letzten Seiten finden sich Listen zu den geschriebenen Briefen und Sichtungen des Papstes bei ihrer Romreise 1950.

Das religiöse Leben der Mitglieder der Familie S. ist zudem anhand einer Sammlung von 4 Notizbüchlein mit Gebeten und Andachtsbildchen, Stickvorlagen, verschiedenen Druckwerken und Andachtsbildern sowie einem autobiografischen Text (5 Seiten) mit Fotografien von Mönchen und Theologen aus den 1960er- und 1970er-Jahren belegt, die in einer Holzkassette aufbewahrt worden sind.

Aus der Nachkriegszeit sind insgesamt 5 Briefe erhalten, die Erika S. u.a. an "Onkel Kuno" adressiert hat. Dazu auch ein undatiertes Adressbuch.

1960 hielt sie sich einige Monate als Aushilfe im Haus von Zita Habsburg-Lothringen (geb. von Bourbon-Parma, 1892-1989) in La Roche-sur-Foron in Frankreich auf. Aus dieser Zeit liegen 22 Briefe vor, die Erika S. von ihrer Schwester Elisabeth S./Schwester Seraphine erhalten hat.

Der Kontakt von Erika S. zu Mitgliedern der Familie Habsburg-Lothringen ist zudem durch Abschriften von Tagebüchern und Korrespondenzen belegt, die sie in einer Mappe mit der Beschriftung "Beziehungen zur kaiserl. Familie" sammelte. Enthalten sind hier auch 4 Korrespondenzstücke, die Zita Habsburg-Lothringen 1963 und 1964 an Erika S. gerichtete hat. In einem Notizbuch hat sie unter dem Titel "Allerhand Liebes aus Lequeitio" Abschriften "Aus den Briefen von Poldi B." eingetragen. Sie war eine Bekannte der Familie S. und in den 1920er-Jahren Lehrerin der Kinder der Familie Habsburg-Lothringen in Lequeitio in Spanien. Eingetragen ist hier auch die Abschrift des Tagebuchs (vermutlich) eines Kindes, eingelegt sind Postkarten von Poldi B.. Die Sammlung enthält weiters Fotografien, Zeitungsausschnitte und zwei Bücher zum Thema Habsburg.

Ab 1963 lebte Erika S. mit ihrer Schwester Elisabeth zusammen, die zuvor unter dem Namen Schwester Seraphine als Ordensfrau in Linz tätig gewesen war. In den 1980er-Jahren bezog sie ein Senior/innenwohnheim.



Teil in dem Nachlass von Erika S. (NL 261 VI) waren auch die Erinnerungsbücher von (Gräfin) Anna J. (NL 212). Diese wurden 2013 an die Sammlung Frauennachlässe übergeben. Der Zusammenhang zwischen den Frauen J. und S. ist bisher nicht belegt.</p>
Anmerkung:
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