Archivgut Nachlass

Helene J. NL 234 I

Juni 1922 bis September 1963

Weitere Informationen

Einrichtung: Sammlung Frauennachlässe | Wien
Jahr: Juni 1922 bis September 1963
Sprache: Deutsch
Beschreibung:
<p><b>Orte: </b>Wien; Brno (Brünn) in Tschechien (Tschechoslowakei) u.a.</p>
<p><b>Quellentypen: </b>Korrespondenz (Familienkorrespondenz, Freundinnenkorrespondenz, amtliche Korrespondenz): 236 Schreiben; ca. 100 amtliche und geschäftliche Dokumente; 12 Fotografien; Weiteres: Unterlagen zum Erhalt von Care-Paketen, Lebensmittelmarken/Bezugsscheine u.a.</p>
<p><b>Zum Bestand: </b>Schreiberin/Adressatin: Helene Viktoria Maria J. (geb. P.); geb. 1888 in Brünn (Brno) in Tschechien, gest. 1962 in Wien

Übergeberin: Monika R. und Eva Maria R. (Enkelinnen von Helene J.), 2016



Helene J. (geb. P.) wuchs in Brünn (Brno) auf. Ihr Vater Karl P. war Generalstaatsanwalt von Mähren und Schlesien. Nach seinem Tod besuchte Helene J. gemeinsam mit ihrer Schwester Marie P. (geb. P.) die Fortbildungsschule der Englischen Fräulein in St. Pölten (1902–1904), später die Lehrerinnenbildungsanstalt in Brünn (1904-1908). Die Lehrbefähigungsprüfung erhielt sie 1910, die Bürgerschulprüfung für die Fächer Deutsch, Geographie und Geschichte schloss sie 1915 ab. Von 1908 bis Frühling 1945 war sie als Fachlehrerin an je zwei Volks- und Knabenbürgerschulen in Brno/Brünn tätig.

1921 heiratete sie den Gymnasiallehrer für Geschichte und Geografie, Dr. Jakob J. (1885-1945/46), 1925 kam Tochter Helga J. (verh. R.) zur Welt. Das Paar trennte sich 1934 („Trennung von Tisch und Bett“), 1939 erfolgte die Scheidung. Sie blieben aber immer im Kontakt.

Die Familie Jochim wurde am 30. Mai 1945 im Rahmen des so genannten „Brünner Todesmarsches“ aus Brno/Brünn ausgewiesen. Der Erzählung nach erlitt der geschiedene Ehemann Jakob Joachim dabei einen Herzinfarkt und wurde zurück in die Wohnung gebracht, wo er verstarb. Tochter Helga R. hatte bereits eine Ausreisebewilligung nach Wien erhalten, wo sie zuvor Welthandel studiert hatte. Daher konnten sie und ihre Mutter sich von der Gruppe, mit der sie gemeinsam ausgewiesen wurden, absetzten. Viele dieser Menschen starben in Lagern u.a. an Cholera. Helene J. konnte bei ihrer Schwester Marie P. im 12. Wiener Gemeindebezirk bzw. dem Bruder Dr. Karl P. (geb. 1892) im 19. Bezirk unterkommen. Sie wurde als „DP“ ausgewiesen. Ab 1948 lebte sie in der Weiglgasse im 15. Bezirk, 1954 übersiedelte sie nach St. Christophen in Niederösterreich.

Karl P. war ab 1942 bei Helene J. in Brünn wohnhaft gewesen. Tochter Helga R. hatte wiederum während des Studiums bei der Familie in Wien gelebt. Marie P. war mit dem Juristen Robert Adam P. verheiratet, er hatte die Position des Vizedirektors des Handelsgerichtes inne. Durch die Ehe und den gemeinsamen Sohn war Robert Adam P. (geb. 1877) war er in der NS-Diktatur vor lebensbedrohlicher Verfolgung geschützt gewesen.

Ein Großteil des Nachlasses von Helene J. machen ca. 100 amtliche Dokumente aus, die ihre Flucht und "Einbürgerung" in Österreich detailliert belegen. Der zweite Teil sind Korrespondenzen. Von der Korrespondenz mit ihrer Tochter Helga R. sind 142 Schreiben aus dem Zeitraum von Februar 1945 bis Juli 1962 erhalten. Die Schreiben sind in einem Heftordner abgelegt.

Gemeinsam mit ihrer Tochter hat Helene R. mit ihrem Schwager Paul Jochim korrespondiert (92 Schreiben von März 1946 bis Februar 1955), der in die USA emigriert war. Er hat den Frauen in Wien auch zahlreiche Care-Pakete geschickt. Ihm gegenüber berichten sie von den Umständen ihrer Flucht und er Situation in Wien. Ihre Seite ist durch Durchschläge oder Entwürfe belegt. Neben einzelnen Korrespondenzstücken mit weiteren Personen liegt des weiteren der umfangreiche Schriftverkehr von Helene J. und Helga R. mit Maria (Mimi) Z. vor (53 Schreiben von Juli 1962 bis Dezember 1974). Sie war eine Jugendfreundin von Helene J. und ebenfalls aus Brno ausgewiesen worden.



Tagebücher und persönliche Quellen von Robert Adam P., dem Schwager von Helene J., sind in der Österreichischen Nationalbibliothek archiviert.</p>
Anmerkung:
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