Orte: Krems und Eggenburg in Niederösterreich, Wien Quellentypen: Tagebuch (Frauentagebücher, Müttertagebücher): 14 Bände (als Originale und teilweise als Abschriften); Aufzeichnungen in Buchform: 6 Taschenkalender (als Abschriften), 1 Poesiealbum, 1 Stammbuch/Liedersammlung/Gedichtsammlung; Korrespondenz (Familienkorrespondenz, Paarkorrespondenz): 178 Schreiben; amtliche Dokumente; Dokumente zur Schul- und Universitätslaufbahn: 2 Schulhefte, 1 Meldebuch; 25 Fotografien; literarischer Nachlass; Weiteres: 3 Sparkassenbücher Zum Bestand: Schreiberin: Marianne H. (geb. T.); geb. 1902 in Kirchberg am Wagram in Niederösterreich, gest. 1991 in Mistelbach in Niederösterreich
Übergeberin: Gertrude D. (Tochter von Marianne H.), 2007-2010
Marianne H. (geb. T.) ist als mittlere von drei Schwestern aufgewachsen. Ihre Mutter Juli T. (geb. S.) kam von einer Mühle bei Drosendorf an der niederösterreichisch-böhmischen Grenze. Ihr Vater Franz T. war Steuerbeamter. Marianne H. besuchte die Schule der „Englischen Fräulein“ und absolvierte die Lehrerinnenbildungsanstalt in Krems. Von 1921 bis 1932/33 war sie unter oft schwierigen Bedingungen an verschiedenen Orten im Waldviertel als Lehrerin tätig.
1928 heiratete sie Karl H. (1898-1960). Er kam aus Wien und arbeitete beim Militär, wo er als Intendant für wirtschaftliche Angelegenheiten zuständig war. Das Paar hatte sich über den Verlobten von Marianne H.s jüngerer Schwester Grete S. (geb. T., 1903-1988) kennen gelernt, der ebenfalls beim Militär angestellt war.
1932 wurde Marianne H. auf Grund eines Schilddrüsenleidens pensioniert. 1934 kam ihre Tochter Gertrude D. (geb. H.) zur Welt, die Familie lebte zu der Zeit in Krems.
1935 wurde Karl H. nach Wien versetzt, wo ihnen eine große Dienstwohnung in Hütteldorf zur Verfügung stand. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1938 wurde Karl H. (vermutlich als Anhänger des Ständestaates) aus dem Militärdienst entlassen. Die Familie zog nach Eggenburg im östlichen Waldviertel, wo die Eltern von Franz H. ein Haus besaßen. Sie lebten von ihren Renten, zu Ende des Zweiten Weltkrieges Krieges wurde Franz H. zum so genannten „Volkssturm“ eingezogen. Nach 1945 war er als Beamter unter anderem im Innenministerium sowie als Intendanzchef von Niederösterreich tätig und wurde auch Bürgermeister der Stadt Eggenburg. Er pendelte täglich nach Wien, den Umzug von Eggenburg in eine Eigentumswohnung in Wien konnte die Familie wegen des überraschenden Todes von Franz H. 1960 nicht realisieren.
Marianne H. unterstützte ihren Ehemann bei seiner politischen Arbeit, seit den späten 1940er-Jahren war sie auch schriftstellerisch tätig. Sie veröffentlichte ca. 300 Theaterstücke für Kinder. Bei der Vervielfältigung und dem Verkauf dieser Stücke wurde sie von ihrer Tochter Gertrude D. unterstützt, die kurzzeitig ein Studium des Welthandels inskribiert hatte.
Der von Marianne H. in der Sammlung Frauennachlässe vorliegende schriftliche Nachlass umfasst 14 Tagebücher von April 1932 bis November 1951. Diese sind ab dem 6. Band (Jänner 1938 bis Februar 1939) fast ausschließlich in Gabelsberger Kurzschrift verfasst und liegen sowohl im Original als (zum Großteil) auch in Abschriften vor. Die Abschriften wurden von Marianne H.s Tochter Gertrude D. angefertigt und in der Sammlung Frauennachlässe systematisiert. Vom zweiten Band der Tagebücher (September 1933 bis November 1934) ist zudem eine – von Marianne H. selbst angefertigte und dabei etwas veränderte – Abschrift in Maschinschrift vorhanden.
Der erste Tagebuchband (4. April 1932 bis 5. Februar 1935) ist in ein Arbeitsheft von Marianne H.s Ehemann eingeschrieben, der Band ist knapp zur Hälfte voll. Parallel dazu hat Marianne H. im September 1933 ein zweites Buch begonnen. Die ab nun regelmäßig geführten Tagebücher sind in kleinformatige Schulhefte eingeschrieben und – ab dem zweiten Band – alle mit „Du“ an die Tochter gerichtet. Die Einträge in diesem Buch beginnen mit der Feststellung der Schwangerschaft, dieses Buch trägt den Titel „Trudiles Weltfahrt“. Die darauffolgenden Bände sind durchwegs als „Trudiles Tagebuch“ und mit dem jeweiligen Alter des Kindes betitelt. Inhalt der Bücher sind entsprechend der Adressierung Berichte über die Entwicklung des Mädchens – daneben beschreibt Marianne H. aber auch allgemeine sowie politische Ereignisse, die sie für die Tochter dokumentieren wollte. Während die ersten 9 Bände der Tagebücher vollständig beschrieben sind, sind die letzten 4 Bände jeweils nur zum Teil benutzt worden. Zudem überschneiden sie sich teilweise vom Zeitraum her und weisen größere Pausen zwischen den Einträgen auf.
Neben den Tagebüchern beinhaltet der Bestand ein Schulheft von Marianne H. aus 1919/20, die Abschrift von 4 ihrer ebenfalls in Stenografie geführten Taschenkalender (1934, 1936 und 1974 vollständig, 1939 in Auszügen) sowie die Abschrift eines Kalenders ihres Ehemannes Karl H. von 1936 (alle Abschriften angefertigt von Gertrude D.).
Die 25 (zum Teil als Reproduktion) vorhandenen Familienfotografien wurden zwischen 1896 und 1982 aufgenommen. Von März 1918 bis Juli 1927 liegen weiters 10 verschiedene Korrespondenzstücke ohne Zusammenhang vor.
Als kleiner Teil ihres literarischen Nachlasses sind 9 Theaterstücke für Kinder, ein Lied über Marianne H.s späteren Heimatort Eggenburg sowie ein Programmheft des Unda-Verlages, der auch aktuell noch Stücke von ihr herausbringt, übergeben worden.
Der Nachlass von Marianne H. wurde durch Nachträge mehrfach erweitert, die in grober Ordnung vorliegen. Darunter sind u.a. ein Poesiealbum ihrer Mutter Julie T. mit Einträgen u.a. aus den 1890er-Jahren; drei Sparkassenbücher der Vorfahrinnen Maria (von) H. und Luzia (von) H.; ein aus drei Büchern (Stammbuch sowie Gedicht- und Liedersammlung von Karl H., geführt ab 1912, versehen mit vielen Sammelmarken verschiedenen politischen Inhalts sowie Zeichnungen und Zeitungsausschnitten und einem Heft „Lesefrüchte Marianne T.“) kompiliertes Stammbuch; 168 Korrespondenzstücke von September 1919 bis 1979, die meisten davon adressiert an Marianne H.; ein Tagebuchkalender der Schwester von Marianne H., Grete S. aus 1936 in Kurzschrift; ein Arbeitsheft für „Nadelarbeit“ der Tochter Gertrude D. aus den 1940er-Jahren; ihr „Meldungsbuch“ an der Hochschule für Welthandel aus 1952 und verschiedene amtliche Dokumente der Familie (von) H.. |