Archivgut Sammlung

Verein "Frauenwohl" Berlin

Nr.: 1 - 16

Weitere Informationen

Einrichtung: Helene-Lange-Archiv | Berlin
Bestell-Signatur: A Rep. 060-53
Sprache: Deutsch
Beschreibung:
A Rep. 060-53 Verein „Frauenwohl“ Berlin1. VereinsgeschichteIm Februar 1888 wurde der Verein „Frauenwohl“ Berlin „auf die Initiative einsichtiger Männer hin“ gegründet, und zwar zunächst als „Frauengruppe der Deutschen Akademischen Vereinigung“; den Vorsitz übernahm Minna Cauer. Ziele der Vereinstätigkeit waren zunächst „Erstrebung von Fortbildungsschulen für Mädchen, Erweiterung der Berufszweige für Frauen, Heranziehen der Frauen zur Erfüllung sozialer Pflichten“. Für die nötige Außenwirkung sorgten Vorträge, Unterschriftensammlungen und Petitionen. Dahinter stand das Selbstverständnis als Propaganda-Verein, der „den praktisch arbeitenden Vereinen die Bahn frei machen“ wollte. In anderen Städten wurden Schwestervereine gegründet. Minna Cauer gab ein Vereinsorgan „Frauenwohl“ heraus, das 1895 durch die Zeitschrift „Die Frauenbewegung“ abgelöst wurde; 1907 kam die „Zeitschrift für Frauen-Stimmrecht“ hinzu. Schon 1894 hatte der Verein erstmals öffentlich das Frauenstimmrecht gefordert. 1896 beteiligte er sich an der Ausrichtung eines Internationalen Frauenkongresses, der im September d.J. in Berlin stattfand. Seit 1904 war der Verein „Frauenwohl“ Berlin - und führte noch 1919 den Untertitel - ein „Ortsverein des Deutschen Frauenstimmrechtsbundes“. Die Arbeit des Vereins „Frauenwohl“ Berlin geschah hauptsächlich in Ausschüssen und Kommissionen. Er veranstaltete Diskussions- und Vortragsabende und gründete 1895 eine „Bibliothek zur Frauenfrage“, die 1896 in den Räumen des Viktoria-Lyzeums eröffnet wurde. 1907 erschien ein gedruckter Katalog. Seit Februar 1909 war die Vereinsbibliothek in der Stadtbibliothek Berlin untergebracht. Der Verein „Frauenwohl“ Berlin und seine Schwestervereine grenzten sich sowohl gegenüber dem 1894 gegründeten Bund Deutscher Frauenvereine (BDF), dem Dachverband des gemäßigten Flügels der bürgerlichen Frauenbewegung, als auch gegenüber der sozialdemokratischen Frauenbewegung ab. Der „linke Flügel“ der bürgerlichen Frauenbewegung gründete am 6. Oktober 1899 den Verband Fortschrittlicher Frauenvereine, der den Verein „Frauenwohl“ Berlin in dessen bisheriger Führungsrolle ablösen sollte. Gegen den Widerstand einer Minderheit trat der Verband 1907 dann doch dem BDF bei; die Mehrheit hoffte, die Radikalen würden mit diesem Schritt nicht nur die bürgerliche Frauenbewegung gegenüber der Sozialdemokratie stärken, sondern auch bald innerhalb des BDF die Führungsrolle übernehmen, was allerdings nicht geschah. Der Erste Weltkrieg und ihm folgende politische und gesellschaftliche Umbruch in Deutschland veränderten auch die Frauenbewegung. Es stellte sich bald heraus, dass nach der Einführung des allgemeinen Wahlrechts zahlreiche Mitglieder das Interesse am Verein „Frauenwohl“ verloren hatten oder aber durch die Tätigkeit in Behörden, Parteien etc. so stark in Anspruch genommen waren, dass sie sich nicht mehr am Vereinsleben beteiligen konnten. Minna Cauer trat 1919 als Vorsitzende zurück. Der Verein „Frauenwohl“ (Groß-)Berlin versuchte einen Neuanfang: er benannte sich am 20. März 1919 in „Politischer Frauenbund“ um und formulierte als Zielvorstellung die „uneingeschränkte staatsbürgerliche Gleichberechtigung der Frau“ und „Reformen auf allen den Gebieten, auf denen die Frauen noch benachteiligt sind“. Nachdem Dr. Helene Stöcker die Wahl zur neuen Vorsitzenden nicht annahm, wurde am 26. April 1919 ein Provisorischer Ausschuss zur Führung der Geschäfte gewählt. Den Antrag einer Minderheit, sich der (pazifistischen) „Internationalen Frauenliga für Frieden und Freiheit“ anzuschließen, lehnte die Mehrheit ab. Ende 1919 stellte Minna Cauer das Erscheinen der Zeitschrift „Die Frauenbewegung“ ein, da diese ihre Aufgabe erfüllt habe. Wegen Mitgliederschwund und Geldmangel beantragte der Provisorische Ausschuss bei einer Mitgliederversammlung am 31. Januar 1920 die Auflösung des Vereins; dieser Antrag wurde angenommen.Im Rahmen eines Bestandsaustauschs zwischen dem Brandenburgischen Landeshauptarchiv (BLHA) und dem Landesarchiv Berlin wurden die Archivalien im Jahre 2001 aus Potsdam nach Berlin abgegeben. Das BLHA hatte sie 1973 von der Berliner Staatsbibliothek übernommen; wann und durch wen sie dorthin gelangt waren, ist nicht bekannt. Vermutlich sind die Unterlagen des Vereins „Frauenwohl“ Berlin (zusammen mit den Unterlagen des Verbandes Fortschrittlicher Frauenvereine) 1920 von Else Lüders der Staatsbibliothek übergeben worden. 2. BestandsbeschreibungDer Bestand umfasst 16 Akten (0,30 lfm) mit der Laufzeit 1892-1920. Er beinhaltet Protokollbücher zu Diskussionsabenden, Mitgliederversammlungen und Vorstandssitzungen sowie Jahresberichte und Tätigkeitsberichte. Die Tätigkeit des Vereins spiegelt sich in den überlieferten Petitionen und Rundschreiben des Vereins Frauenwohl Groß-Berlin bzw. des Deutschen Stimmrechtsbundes [für das Frauenstimmrecht] und Eingaben während der Kriegszeit 1914-1918 wieder. Im Propagandaausschuss, dem Ausschuss für sozialpolitische Fragen und der Kommission für Kinderschutz des Vereins Frauenwohl wurden die Schwerpunkte der frauenpolitischen Arbeit genauer beleuchtet.Der Bestand war im Brandenburgischen Landeshauptarchiv Potsdam als Rep. 66 in Karteiform verzeichnet worden und wurde 2001 nach der Übernahme ins Landesarchiv Berlin von Dr. Christiane Schuchard neu verzeichnet und zunächst den Unterlagen des Depositums "Helene-Lange-Archiv" zugeordnet. Im Rahmen der Provenienzprüfungen wurde der Vereinsbestand von Dr. Susanne Knoblich 2003 in der Tektonik als Verein aus der Zeit vor 1945 unter der neuen Repositur A Rep. 060-53 eingeordnet. Der Bestand liegt mikroverfilmt vor, es gelten die vierstelligen MF-Nummern. Sie sind zu zitieren als A Rep. 060-53 MF-Nr. ...Die Systematisierung der Akten nach der Mustersystematik "Vereinsbestände" sowie die Prüfung der personenbezogenen Schutzfristen erfolgte durch Kerstin Bötticher im Dezember 2018.Der Bestand ist wie folgt zu zitieren: Landesarchiv Berlin, Verein „Frauenwohl“ Berlin A Rep. 060-53, Nr. ... .3. Korrespondierende BeständeA Rep. 060-52 Verband Fortschrittlicher FrauenvereineE Rep. 300-36 Nachlass E. M. („Muschka“) von Witt geb. Elben Nr. 3 - Foto4. Literatur:ARIADNE. Almanach des Archivs der deutschen Frauenbewegung. Heft 28 (November 1995): „... das verheißene Land der Freiheit und Gleichheit“ ? Der radikale Flügel der bürgerlichen Frauenbewegung. – Darin insbesondere: Petra Pommerenke: Propaganda für den Fortschritt: Der radikale „Verein Frauenwohl“, ebd. S. 16-22. – Weitere Literatur ebd. in den Anmerkungen.Katalog der Bibliothek zur Frauenfrage des Vereins "Frauenwohl" Berlin, hrsg. von dem Bibliotheks-Ausschuss des Vereins "Frauenwohl", Berlin 1907 (76 S.) in Akte A Rep. 060-53 Nr. 9Lüders, Else: Der „linke Flügel“. Ein Blatt aus der Geschichte der deutschen Frauenbewegung, Berlin o.J. [1904].Plothow, Anna: Frauenbewegung und Frauenvereine, In: Was die Frau von Berlin wissen muß ; Berlin 1913, S. 161-188.Berlin, im November 2018 Kerstin Bötticher
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