Orte: Gmunden in Oberösterreich, Salzburg-Stadt in Salzburg, Wien; Berchtesgarden in Deutschland, Krakau (Kraków) in Polen u.a Quellentypen: Aufzeichnungen in Buchform: 1 Poesiealbum; Korrespondenz: 72 Schreiben (Familienkorrespondenz, Kinderkorrespondenz, Freundinnenkorrespondenz); 12 amtliche Dokumente; 12 Dokumente zur Schul-, Universitäts- und Berufslaufbahn; autobiografische Aufzeichnungen: 1 Erinnerungsbuch und Sammlung von Ständchen, Versen etc. (36 Seiten), 1 Nachruf; 78 Fotografien (tw. in 1 Fotoalbum) Zum Bestand: Schreiberin/Adressatin: Dr.in Elisabeth G., 1932-2022, geb. und gest. in Salzburg-Stadt
Übergeberinnen: Dr.in Elisabeth G., 2011 und 2016, Dr.in Ilse S. und Angela Dollnig (Freundinnen von Dr.in Elisabeth G.) 2023
Dr.in Elisabeth („Lilly“) G. ist mit drei älteren Brüdern in Salzburg Stadt aufgewachsen. Ihre Mutter Elisabeth G. (geb. M., 1889-1975) kam aus Mattighofen in Oberösterreich. Sie hatte eine Haushaltungsschule besucht und während des Ersten Weltkriegs als Wirtschafterin bei einer Arztfamilie in Bruck an der Glocknerstraße gearbeitet. Ihr Vater Karl G. (1891-1970) war in Neumarkt am Wallersee geboren worden, seine Eltern waren Viehändler:innen und betrieben eine Fleischhauerei. Nach der Gesellenprüfung in diesem Beruf arbeitete er als Gendarm, 1923 wurde er pensioniert. Die Familie lebte dann in der Stadt Salzburg.
Elisabeth G.s drei Brüder Karl, Ernst und Othmar G. waren 1918, 1919 und 1921 geboren worden. Alle drei waren im Zweiten Weltkrieg als Soldaten bzw. bei der „Flak“ eingezogen, Ernst G. wurde im März 1945 getötet.
Sie selbst besuchte seit 1942 eine „Oberschule für Mädchen“ in Salzburg. Aus ihrer Schulzeit sind 10 Postkarten aus 1941 und 1943 erhalten, die sie von ihrer Großmutter, von „Tante Magda“, „Tante Tönchen“ und ihrer Cousine oder Freundin „Lischen“ aus Ottenstein bei Berchtesgarden erhalten hat. Von ihr ist ebenfalls eine Karte erhalten, die sie von dort an ihre Eltern geschrieben hat: „Gestern waren wir noch bis zehn h auf der grosen Terrasse, spielten und asen Erdbeeren. Mutti: ‚vergessen habe ich auch manches z.B. die Lebensmittelkarten‘.“
Das Poesiealbum von Elisabeth G. enthält auf 37 Seiten Einträge von März 1940 bis 1952. 1950 legte sie am „Realgymnasium für Mädchen und Frauenoberschule in Salzburg“ die Matura ab. Die Widmungen im Poesiealbum sind teilweise Erinnerung an den Schulabschluss sowie auch an Zusammenhänge aus der katholischen Kirche, für die sie sich als Jungscharleiterin engagierte. Davon sind u.a. ihr Firmungszeugnis (Juni 1946) und ein Mitgliedsausweis mit Portraitfotografie der Katholischen Jugend Österreich („KJÖ“) (Juli 1956) erhalten, dem ein „Beichtspiegel“ beiliegt.
Bis 1952 besuchte Elisabeth G. die „Fürsorgerinnenschule“ („Soziale Frauenschule“) der Caritas der Erzdiözese Wien, 1955 promovierte sie an der Universität Salzburg im Fach Psychologie. Sie arbeitete für die Salzburger Landesregierung, wo sie eine bundeslandweite Erziehungsberatung aufgebaute und war weiterhin in kirchlichen Zusammenhängen aktiv, 1960 initiierte sie eine jährliche Hilfsaktion für Bolivien. 1966 wurde Elisabeth G. „zum ständig beeideten gerichtlichen Sachverständigen für das Sachgebiet Jugendpsychologie“ bestellt, was sie bis 1998 geblieben ist. Die Stationen ihrer Berufskarriere sind jeweils durch die Zeugnisse dokumentiert sowie durch 6 Visitenkarten, die sie u.a. als „Institutsleitung“ ausweisen. 1976 wurde sie als erste Frau in Salzburg zum „Hofrat“ ernannt. Sie war im Vorstand des Katholischen Familienverbandes tätig, von 1997 bis 1999 auch als Vorsitzende. 2015 wurde ihr vom Salzburger Erzbischof der „Rupert-und-Virgil-Orden“ „für ihr Lebenswerk“ verliehen.
Hinweise auf Elisabeth G.s sportlichen Interessen gibt der Ausweis der Segelschule Gmunden von Juli 1968. An amtlichen Dokumenten sind weiters u.a. 1 Meldezettel aus Mai 1954, 3 Reisepässe aus 1974, 1989 und 1999 sowie 2 Personalausweise aus 1986 und 1996 jeweils mit Portraitfotografien erhalten.
Der größere thematische Teil des schriftlichen Nachlasses von Elisabeth G. sind Erinnerungstexte und autobiografische Zusammenstellungen, die sie zu verschiedenen Anlässen bekommen hat. Zu ihrer Pensionierung haben Kolleg:innen Elisabeth G.s berufliche Stationen in der Salzburger Landesregierung in der Form eines Kinderbuches (26 Seiten) in Reimen und Zeichnungen nacherzählt. Hinten haben alle unterschrieben, vorne ist ein Bild eingelegt, in dem die Beschenkte das Buch studiert.
Zu ihrem 50. und 60. Geburtstag wurden ihr je ein 3-seitiges Gedicht (ms und PC) gewidmet. Zum 70. Geburtstag liegen 3 Glückwunschschreiben (PC) vor, eine scherzhafte Urkunde als „Ehrenbürgerin“ der Stadt Bregenz samt Text für einen 4-seitigen Sketch und Ständchen ihrer Freundin Dr.in Ilse S. (geb. 1946) sowie 6 Fotografien von der Feier. Zum 80. Geburtstag hat ebenfalls Ilse S. das Fotoalbum „Geburtstagsreportage“ gestaltet, in dem auf 60 Fotografien die verschiedenen Zusammenkünfte mit Freund:innen und Verwandten dokumentiert sind. Die Einträge sind jeweils mit Widmungen, teilweise Glückwunschkarten, Visiten- und Theaterkarten versehen. Vorne ist zudem 1 Postkarte von Elisabeth G.s Bruder Ernst G. eingeklebt, die der junge Mann 1940 aus Krakau (Kraków) an seine kleine Schwester gerichtet hat. Er ist im Frühling 1945 als Soldat gestorben.
Zum Tod von Elisabeth G. Ende 2022 liegen 1 Parte und 1 Erinnerungsheftchen (mit Portraitfotografien) vor. Ilse S. hat zudem auf 14 Seiten (PC) 56 Beileidsschreiben zusammengestellt, die sie von verschiedenen Schreiberinnen erhalten hat. Dazu hat sie auch die Ausgabe des „Rubertus Blattes“ übergeben, in der im Jänner 2023 der Nachruf auf Elisabeth G. veröffentlicht wurde. Daneben sind noch 2 lose Portraitbilder sowie zwei Aufnahmen des Familiengrabes Teil des Bestandes. |