Archivgut Nachlass

Helene Z. NL 103 II

1900er-Jahre bis 2010er-Jahre

Weitere Informationen

Einrichtung: Sammlung Frauennachlässe | Wien
Jahr: 1900er-Jahre bis 2010er-Jahre
Sprache: Deutsch
Beschreibung:
<p><b>Orte: </b>Dürrenstein, Gaming, Opponitz, Ötschergebiet, Pöchlarn, Waidhofen an der Ybbs und andere Orte in Niederösterreich, Bischofshofen, Großvenedigergebiet, Saalfelden, Salzburg-Stadt und Zell am See in Salzburg; Blumau in der Steiermark; unbestimmbare Orte an der Front/Kriegsschauplätze im 2. Weltkrieg</p>
<p><b>Quellentypen: </b>Tagebuch (Wandertagebuch): 2 Bände; Aufzeichnungen in Buchform: 1 Rezeptsammlung, 1 Textilmustersammlung; Korrespondenz (Familienkorrespondenz, Freundschaftskorrespondenz, Feldpost aus dem 2. Weltkrieg): 66 Schreiben; 18 amtliche Dokumente; 7 Dokumente zur Schullaufbahn; autobiografische Aufzeichnungen: 1 autobiografischer Bericht (3 Seiten), 4 Erinnerungsschriften zu Klassentreffen (insgesamt 59 Seiten); 193 Fotografien; Weiteres: Petit-Point-Stickmuster, Zeitungsausschnitt, Liedertexte, Parte u.ä.</p>
<p><b>Zum Bestand: </b>Schreiberin/Adressatin: Helene Z. (geb. A.); geb. 1910 in Opponitz in Niederösterreich, gest. 2002 in Gaming in Niederösterreich

Schreiber/Adressat: Hermann A.; geb. 1920 in Opponitz in Niederösterreich, gest. 1941 bei Murmansk in Russland

Übergeberin: Helene M. (Tochter von Helene Z.), 2017



Helene (genannt Leni oder Lenerl) Z. (geb. A.) ist mit zwei Brüdern in Opponitz an der Ybbs in Niederösterreich aufgewachsen. Ihr Vater war Bahnarbeiter, beide Großelternpaare werden in den Pfarrmatriken als "Kleinhäusler" benannt. Sie besuchte nach der Volksschule in Opponitz die Bürgerschule und auch die Handelsschule in Waidhofen an der Ybbs. Die tägliche Bahnfahrt von 13 Kilometern zur Schule war durch die Anstellung des Vaters möglich. Weil Helene Z. aufgrund der allgemeinen wirtschaftlichen Lage nach Schulabschluss keine Anstellung fand, stellte sie über mehrere Jahre in Heimarbeit feine Gobelin- und Petitpoint-Stickarbeiten her. Von dieser zuhöchst spezialisierten Handarbeitskunst ist ein Muster in ihrem Nachlass erhalten.

In den 1930er-Jahren konnte Helene Z. schließlich die Stelle der Filialleiterin in einem "Konsum" antreten. 1937 heiratete sie Leopold Z. (geb. 1905), im selben Jahr übernahmen sie als Pächter:innen eine Gemischtwarenhandlung in Gaming. Leopold Z. war in Weilbach im Innviertel aufgewachsen. Die Eltern haben eine Krämerei betrieben, er hatte sieben Geschwister und ab dem 12. Lebensjahr im "Dienst" auf Bauernhöfen gearbeitet, wo er u.a. traditionelle Tierheilkunde angewendet hat. 1940 kam ihre Tochter Helene M. (geb. Z.) zur Welt.

Der schriftliche Nachlass von Helene Z. wurde von ihrer Tochter zusammengestellt. Sie hat auch biografische Angaben (3 Seiten) zu ihren Eltern und Familienmitgliedern verfasst und die einzelnen historischen Selbstzeugnisse jeweils mit Kontextinformationen versehen.

Die vorliegenden 11 Fotografien wurden zwischen den 1900er- und 1940er-Jahren aufgenommen. Neben Portrait- und Gruppenbildern sind das die Hochzeitsfotografie von Helene Z.s Eltern Maria und Franz A. sowie jene von Helene Z. selbst oder Bilder ihres Bruders als uniformierter Soldat im 2. Weltkrieg. Eine Fotografie von Helene Z. in ihrem ersten Geschäft in Gamming ist in Kopie übergeben worden.

Die Sammlung von amtlicher Dokumenten bzw. Dokumenten zu den Schullaufbahnen umfasst insgesamt 25 Schriftstücke, die zwischen 1923 und 1946 ausgestellt wurden: Neben 2 Schulzeugnissen von Helene Z. aus 1923 und 1924 sind das amtliche Dokumente der Eltern und v.a. militärische Dokumente ihres jüngeren Bruders Hermann A. (1920-1941, darunter auch sein Wehrstammbuch).

Von Hermann A.s Feldpost mit den Eltern und der Schwester sind 21 Briefe von Dezember 1939 bis September 1941 erhalten. Er hatte die Fachschule für Eisen- und Stahlgewerbe in Waidhofen an der Ybbs besucht, zu Beginn des 2.Weltkrieges wurde er zum Gebirgsjäger Regiment 137 der 2.Gebirgs-Division eingezogen, 1941 starb er bei Murmansk in Russland. Die Suche nach dem Grab des Bruders ist anhand von 6 Schreiben von Helene Z. belegt, die sie zwischen 1947 und 1968 u.a. an ehemalige Angehörige seiner Division geschrieben hat.

Von Helene Z.s Ehemann sind ebenfalls 4 militärische Dokumente aus dem Zweiten Weltkrieg (u.a. der Wehrpass und eine Beförderungsurkunde) sowie 4 Dokumente zur Kriegsgefangenschaft von Juli 1945 bis Februar 1946 erhalten. Ein mehrsprachig ausgestelltes Papier aus 1946 weist dabei aus, er "kommt aus der Kriegsgefangenschaft und befindet sich auf dem Heimweg. Er ist genötigt, noch Uniformstück zu tragen".

1951 bezog Familie Z. ihr Einfamilienhaus in Gaming. 1971 übernahm Tochter Helene M. mit ihrem Ehemann die Gemischtwarenhandlung.

Die weiteren im Nachlass erhaltenen 22 Korrespondenzstücke von 1921 bis 1956 sind v.a. vereinzelte Familienkorrespondenzen. Das späteste davon ist eine Ansichtskarte, die Helene Z. 1956 von einer Hochgebirgstour in der Glocknergruppe an ihre Mutter geschrieben hat.

Ihre Leidenschaft als Alpinistin und Bergsteigerin ist insbesondere durch zwei kleinformatige Fotoalben bzw. diaristischen Aufzeichnungen oder Tourenbüchern zu drei Hochgebirgswanderungen in den Jahren 1954 und 1957 dokumentiert. Die Erinnerungen an die Wandertour im Oktober 1954 am Dürrenstein sind auf 23 Seiten beschrieben und mit 10 Landschaftsfotografien gestaltet: "Da sehe ich jetzt auch schon die Hüte u. Bergeswiesen grüßen mich aus weiter Ferne". Von zwei Bergtouren am Großvenediger und Ötscher im August 1957 wurden auf 44 Seiten detailliert Beschreibungen notiert: "Nebel, Wind u. Schnee, doch wieder in den nächsten 10 Minuten auf 1 Minute Sonne u. so steigen wir dennoch weiter, da wir auch vor uns Seilschaften hatten u. wir ihre Spuren verfolgen". Neben den Schilderungen der Streckenabschnitte sind Skizzen der Route eingetragen und insgesamt 23 Fotografien von einer Wandergruppe, Berggipfeln und Hütten sowie eine gepresste Alpenpflanze eingeklebt.

Helene Z.s weitere Interessen sind in zwei Verzeichnissen festgehalten, die sie jeweils in großformatige Registrierbücher mit alphabetischen Registern eingetragen hat. Eines enthält unter dem Titel "Kochrezepte u. Notizen Garten als Jungborn" auf 20 beschriebenen Seiten neben Haushalts- und Gartentipps zwei kurze Gedichte, die Helen Z. während einer Kneippkur rückseitig eingeschrieben hat: "Das Wasser ist so viel ich weiß | Einmal kalt einmal heiß". In der "Teppichfarbenzusammenstellung" hat Helene Z. auf 52 Seiten Ausschnitte aus Zeitschriften und Katalogen zusammengestellt. Als Einlagen sind in beiden Verzeichnissen erklärende Texte von Helene Z.s Tochter (je 1 Seite) sowie die gedruckten "Rezepte mit Edel=Soja" der Soja-Aktiengesellschaft Wien (4 Seiten) eingelegt.

Eine thematische Sammlung mit verschiedenen autobiografischen Unterlagen hat Helene Z. schließlich über die Klassentreffen der Bürgerschule Waidhofen an der Thaya angelegt. Die Erinnerungstücken umfassen neben einer Klassen- und Portraitfotografie aus 1926 34 Fotografien von den Klassentreffen ab den 1970er-Jahren, 17 Korrespondenzstücke von ehemaligen Schulkolleg:innen (u.a. Einladungen und Kondolenzschreiben) aus dem Zeitraum von 1978 bis 2002 sowie 5 ringgebundene Erinnerungsschriften mit insgesamt 95 Gruppenfotografien, die für die Treffen von 1995 bis 1999 angelegt w. Vom 70-jährigen Austrittstreffen 1998 sind zudem ein Zeitungsausschnitt, ein Erinnerungsbillett mit Unterschriften und einer Fotografie der Teilnehmer:innen sowie Liedertexte erhalten.</p>
Anmerkung:
Aus Datenschutzgründen werden in diesem Online-Verzeichnis alle Nachnamen abgekürzt angegeben. Die mit den Übergeber/innen der Bestände jeweils vertraglich vereinbarte Verwendung der Namen ist bei der Recherche vor Ort abzuklären.
Gesamten Bestand von Sammlung Frauennachlässe anzeigen

Standort

Sammlung Frauennachlässe
c/o Institut für Geschichte, Universität Wien

Universitätsring 1
1010 Wien
Telefon: +43 (0)1 4277 408 12
Öffnungszeiten
Die Benutzung der Bestände erfolgt nach vorangegangener Terminvereinbarung und Vorlage des Forschungsvorhabens.
Benutzungszeiten, für die ein Termin vereinbart werden kann, sind Mi & Do 11.00 - 17.00 Uhr bzw. auf Anfrage (per Mail oder telefonisch).
Die erste Sichtung der Quellen erfolgt in den Räumlichkeiten der Sammlung Frauennachlässe. Für die spätere Bearbeitung ist eine Aufstellung der Materialien in der Fachbibliothek für Geschichte möglich.

Ich stimme der Nutzung von Google Maps zu.

Ähnliche Einträge