Archivgut Akte

Teilnachlass Mierendorff, Marta

in: Teilnachlass Mierendorff, Marta

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Einrichtung: FFBIZ-Archiv | Berlin
In: Teilnachlass Mierendorff, Marta
Bestell-Signatur: B Rep. 500 Acc. 50 - 0
Sprache: Nicht einzuordnen
Beschreibung:
Der Nachlass kam an das FFBIZ durch Vertrag von Dezember 1987 zwischen Frau Mierendorff, dem Landesarchiv Berlin und dem FFBIZ

Lebenslauf
Die Exilforscherin und Kunstsoziologin Prof. Dr. Marta Mierendorff wurde am 9.10.1911 in Charlottenburg als Tochter eines Arbeiteres geboren.
Sie besuchte die Volksschule und absolvierte danach eine Lehre als Verkäuferin.
Neben verschiedenen Berufstätigkeiten, u.a. als Stenotypistin, bildete sie sich in Abendkursen weiter. Sie hörte auch Vorträge einer kommunistischen Zelle, mit der sie gemeinsam gegen das Aufkommen der Nazis demonstrierte.

1932 lernte sie den jüdischen Jura-Studenten Gottfried Salomon kennen, mit dem sie 1939 eine Untergrundehe schloß, die 1952 nachlegalisiert wurde. Salomon wurde 1943 deportiert und in Auschwitz ermordet. Seine Mutter überlebte in Theresienstadt.
Marta Mierendorff holte sie nach dem Krieg nach Berlin und ernährte und pflegte sie, wie auch ihre eigene Mutter.

Während des Krieges hielt sie sich ca. 1939-40 mit ihrer "Schreibstube Marta Mierendorff" über Wasser, 1944-45 arbeitete sie als kaufm. Angestellte bei den Arno-Breker-Werken in Wriezen/Oder.

1943 hatte sie das Begabtenabitur abgelegt. Aus finanziellen Gründen konnte sie jedoch erst 1946 ihr Studium der Philosophie und Soziologie an der Ost-Berliner Humboldt-Universität aufnehmen.

1949 promovierte sie mit einer Arbeit über den Soziologen Alfred Vierkandt, ihren Doktorvater, dessen Assistentin sie dann wurde.
1948/49 führte sie zusammen mit der Anthropologin Hilde Thurnwald ein Forschungsprojekt über die Ursachen der Nachkriegs- und Jugendkriminalität durch.

1947 wurde sie gemeinsam mit Monika von Miltitz Mitglied des Berliner Frauenbunds 1945 e.V. und trat in die SPD ein (bis 1967/68).

Ihre wissenschaftliche Laufbahn konnte sie in Ost-Berlin nicht fortsetzen, da ihre beiden von ihr versorgten Mütter im Westteil der Stadt lebten.

So arbeitete sie von 1949-1955 für verschiedene Gewerkschaften:
1949 als Sekretärin bei der ÖTV (Austritt 1951)
Organisierung der Krankenschwestern und Pflegerinnen
Gründung des "Bunds Freier Schwestern" (1949)
1952 DAG, Überführung des "Freien Verbandes Bildender Künstler" in die DAG

1954 gründete sie zusammen mit dem Maler Heinrich Tost in Berlin-Wilmersdorf das "Institut für Kunstsoziologie".
Seit 1955 lehrte sie an Hochschulen. 1957 veröffentlichte sie die damals viel beachtete "Einführung in die Kunstsoziologie". Ihr Arbeitsschwerpunkt lag auf empirischen Untersuchungen des Berliner Kulturbetriebs.

In diesem Rahmen lernte sie den Theaterregisseur Walter (Weinlaub) Wicclair kennen, der, aus amerikanischen Exil kommend, mit seinem Remigrationsversuch in Westberlin scheiterte.
1964, nachdem sowohl Mutter und Schwiegermutter als auch Heinrich Tost gestorben waren, folgte sie seiner Einladung nach Los Angeles.

Hier entwickelte sie sich zur Pionierin der Exilforschung. Den Anfang bildete die Veröffentlichung "The Jewish Clubs of 1933". Zahlreiche Interviews mit noch lebenden Emigranten und anderere Dokumente wuchsen zu einer bedeutenden Sammlung heran.

Obwohl sie 1966 ihre Forschungen im Süddeutschen Rundfunk bekannt machen konnte, fand sie in der Bundesrepublik kein weitergehendes Interesse für dieses Thema. Sie emigrierte deshalb endgültig nach Los Angeles, wo sie bis zu ihrem Tod am 30.5.2002 lebte.

In Kalifornien forschte sie schwerpunktmäßig über das künstlerische Exil an der amerikanischen Westküste.
1971 erhielt sie eine außerplanmäßige Professur an der University of Southern Carolina.

1972 wurde sie Mitglied des Internationalen PEN, trat als Referentin beim II. Internationalen Symposium zur Erforschung des deutschsprachigen Exils in Kopenhagen auf, organisierte die 1. Westküsten-Ausstellung über deutschsprachige Exil-Theater in Hollywood 1933-1950.

1978 erhielt sie die amerikanische Staatsbürgerschaft. 1980 wurde ihr auf Vorschlag von Martha Feuchtwanger das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse verliehen
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