Archivgut Nachlass

Emanuela W. NL 299

1898, September 1929 bis Oktober 1950

Weitere Informationen

Einrichtung: Sammlung Frauennachlässe | Wien
Jahr: 1898, September 1929 bis Oktober 1950
Sprache: Deutsch
Beschreibung:
<p><b>Orte: </b>Amstetten in Niederösterreich; Linz, Mayrhoferberg und Ried im Innkreis in Oberösterreich; Wien; verschiedene Orte in Deutschland u.a.</p>
<p><b>Quellentypen: </b>Korrespondenz (Familienkorrespondenz, Paarkorrespondenz): ca. 450 Schreiben (als Abschriften); 11 Fotografien (als Reproduktionen); Aufzeichnungen in Buchform: 1 Kochbuch</p>
<p><b>Zum Bestand: </b>Schreiberin: Emanuela W. (geb. W.); geb. 1901 in Ried im Innkreis in Oberösterreich, gest. 1984 in Linz in Oberösterreich

Schreiberin: Luise W. (geb. P.); geb. 1880, gest. 1925, Orte unbekannt

Schreiberin/Übergeberin: Sylvia L. (geb. R.) (Enkelin von Emanuela W.), 2017 und 2021



Emanuela (Emmi) W. (geb. W.) ist mit zwei jüngeren Brüdern aufgewachsen. Ihre Mutter Luise (Aloisia) W. (geb. von G. P., 1880-1925) kam aus einer Linzer Kaufmannsfamilie, ihr Vater August W. (1874-1952) war ehemaliger Leutnant aus dem Kaiserjägerregiment Nr. 4 und nun Eisenbahnbeamter im gehobenen Dienst. Aufgrund seiner berufliche Tätigkeit ist die Familie mehrfach umgezogen, sie lebten u.a. in Ried im Innkreis, in St. Valentin und in Wien, wo August W. die Position des Vorstands des Ostbahnhofs erreichte.

Emanuela W. besuchte die Bürger:innenschule und erhielt Gesangsstunden sowie Klavierunterricht in Linz, zu der Zeit lebte sie bei den Großeltern. In Linz lernte sie auch ihren Ehemann Julius W. (1896-1956) kennen. Er war hier Fahrdienstleiter und späteren stellv. Bahnhofsvorstand. 1922 kam ihre Tochter Gretl R. (geb. W.) zur Welt. Emanuela W. war als Hausfrau tätig, ihre Tochter besuchte das Ursulinengymnasium und die Handelsakademie. Während des Zweiten Weltkriegs arbeitete Emanuela W. als Sozialarbeiterin in der Eisenbahndirektion Linz.

Gretl R. heiratete Dipl.-Ing. Karl R., der als Beamter für Eisenbahn- und Brückenbau beruflich in Linz und später in Amstetten tätig war. Sie lebten in Waidhofen an der Ybbs. Ihre Töchter Rotraut R. und Sylvia L. (geb. R.) wurden 1942 und 1944 geboren. Ende des Zweiten Weltkriegs flüchteten sie auf den Mayrhoferberg im Hausruckviertel, wo Emanuela W., Gretl R. und die kleinen Mädchen in einem „Auszugshäusel“ von einem Bauernhof lebten. Julius W. blieb in Linz, Karl R. musste als deutscher Staatsbürger nach Ende des Zweiten Weltkriegs Österreich verlassen. Gretl R. folgte ihm mit der älteren Tochter Rotraut im Juni 1947. Die kleinere Tochter Sylvia blieb bis September 1950 bei der Großmutter. Emanuela und Julius W. lebten ab 1953 am Froschberg in Linz.

Die Korrespondenzen von Emanuela W. wurden der Sammlung Frauennachlässe von ihrer Enkeltochter Sylvia L. als gebundene Editionen übergeben, die sie 2002 und 2012 im Selbstverlag herausgegeben hat. Die zwei Bücher (268 Seiten und 368 Seiten) beinhalten die Abschriften von insgesamt ca. 450 Briefen aus den Zeiträumen von September 1929 bis März 1941 und von September 1945 bis Oktober 1950.

Die früheren Briefe (ca. 230 Schreiben) wurden vor allem von Emanuela W. an ihren verwitweten Vater August W. adressiert. Die junge Frau schilderte darin das tägliche Leben ihrer Familie, ihre Arbeiten wie etwa das Schneidern von Kleidern, die Planung von Erledigungen und gegenseitige Besuche: „Am 8. kann ich leider nicht mit Euch gehen, da ich an diesem Tage eine Karte für einen wissenschaftlichen Frauenvortrag habe“ (6. Dezember 1932). Häufig sind auch Briefe von ihrer Tochter Gretl R. an den Großvater beigefügt: „Gretl hat ihren Brief schon längst geschrieben, aber ich humple wieder nach“ (18. November 1932). Daneben enthält die Edition einzelne Schreiben an und von weiteren Familienmitgliedern. Angehängt sind die Scans von den Portraitfotografien von Gretl R. und August W., ein Personenverzeichnis und Erklärungen von Mundart-Begriffen.

Die späteren Briefe (ca. 220 Schreiben) sind vor allem die Korrespondenzen der Ehepaare Emanuela und Julius W. sowie von Gretl und Karl R., die zu dieser Zeit jeweils an getrennten Orten gelebt haben. Thematisiert werden darin entsprechend u.a. die Themen Trennung, Sehnsucht und das erhoffte baldige Nachkommen in das Ruhrgebiet: „Den Zeitungen nach zu schließen ist die Lebensmittelversorgung bei Euch ziemlich schlecht. Wir hatten auch Kürzungen, aber kaum spürbare. Bei den Mahlzeiten denke ich fast täglich an Dich und wünschte, ich könnte für Dich auch anrichten. Mußt hoffentlich nicht hungern? Ich glaube, solange es so schlecht ist, wollen wir mit dem Transport noch warten. Ich kann mir nichts Schrecklicheres vorstellen, als die Kinder hungern zu sehen“ (Gretl an Karl R., 1. April 1946).

Nach Gretl Rövers Umzug nach Deutschland berichtete ihr ihre Mutter Emanuela W. brieflich über tägliche Vorkommnisse, die bei ihr gebliebene kleine Sylvia und das Sehnen nach den Familienangehörigen: „Sylvi hat Euch noch zwei Tage nachgetrauert. […] Abends kam dann Fanni und heulte um Euch. Es war ein Geschneuze zu dritt. Jetzt haben wir wieder zum Alltag gefunden, ich wasche, bügle und in der kommenden Woche wird geflickt“ (28. Jänner 1950). Auch dieser Edition sind vier Fotografien von Emanuela und Julius W., ihrer Tochter und den zwei Enkelinnen angehängt, dazu die Scans von zwei Briefen und wiederum ein Verzeichnis von Mundart-Begriffen.

Übergeben wurden dazu weiters die Reproduktionen von 5 Potraitfotografien der Familienangehörigen.

Von Emanuela W.s Mutter Luise W. ist zudem eine Rezeptsammlung (als Original) in den Bestand der Sammlung Frauennachlässe gekommen. Diese wurde laut Widmung „Mit Gott angefangen! 1898“ – und 1937 von ihrem Witwer August Matthias W. als Buch (232 Seiten) mit dem geprägten Titel „Kochvorschriften“ gebunden und einem kurzen Vorwort und einem alphabetischen Inhaltsverzeichnis versehen. Das Buch enthält verschiedene Einlagen und zeigt auch Gebrauchsspuren sowie auch eine Reproduktion der Portraitfotografie von Luise W..</p>
Anmerkung:
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Die erste Sichtung der Quellen erfolgt in den Räumlichkeiten der Sammlung Frauennachlässe. Für die spätere Bearbeitung ist eine Aufstellung der Materialien in der Fachbibliothek für Geschichte möglich.

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