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Dossier : Neue Väter verzweifelt gesucht ; niemand bügelt so gut wie ich...

Verfasst von: Martin, Daniela
in: EMMA
2003 , Heft: 6 , 61 S.

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Einrichtung: FrauenMediaTurm | Köln
Signatur: Z-Ü107:2003-6-a
Formatangabe: Dossier; Bericht
Link: Volltext
Verfasst von: Martin, Daniela
In: EMMA
Jahr: 2003
Heft: 6
Beschreibung: Ill.
ISSN: 0721-9741
Sprache: Nicht einzuordnen
Beschreibung:
Eine Frage an alle gestressten, weil doppelt belasteten Frauen: Können - und dürfen - Ihre Männer putzen? Es geht hier nicht um ein bisschen Staubsaugen, sondern um das echte Putzen. Das, bei dem die Wohnung hinterher blitzt und blinkt. Bei dem die Familie vom Boden essen könnte - theoretisch zumindest. Und dann das Bad. Mal ehrlich: Darf frau das ihrem Mann überlassen? Macht er die Toilette auch richtig gründlich sauber? Und wie sieht das Waschbecken dann aus? Frauen sind kompetenter in Haushaltsfragen - sagen Frauen. 54 Prozent, so fanden die Sozialwissenschaftler Rainer Volz und Peter Doge heraus, glauben, dass sie die Hausarbeit besser erledigen als ihre Männer. Volz und Doge sind deshalb in einer Studie der Frage nachgegangen, ob Frauen den "neuen Mann" wirklich wollen; den der die Last der Hausarbeit echt partnerschaftlich teilt. Die Antwort ist niederschmetternd: "Frauen sind ambivalent gegenüber einer Neuverteilung der Familienarbeit".

Will heißen: Die Damen finden es ganz gut, wenn die Herren die Hälfte der Arbeit machen - aber das Sagen im Ressort Haushalt wollen sie nicht abgeben. Ist ja auch richtig so. Da ist zum Beispiel das Wäschewaschen. Ein schwieriges Geschäft. Die Wäsche will richtig sortiert sein, es soll ja nichts verfärben und verkochen, aber doch ganz frisch und sauber sein. Ob dazu ein Y-Chromosom ausreicht? Das gilt es erst recht beim Bügeln zu hinterfragen. Seine Hemden knitterfrei und korrekt hin zu bekommen - das scheint irgendwie Frauensache zu sein.

Das Festhalten an alten Arbeitsteilungen ist auch bei den Jüngeren weit verbreitet: 80 Prozent der befragten 18- bis 35-jährigen Frauen waren "zufrieden" mit der Tatsache, dass sie die Oberhoheit über Sauberkeit und Ordnung haben. Bei 44 Prozent der Paare ist Hausarbeit gar nicht erst Streitthema. Also alles bestens?

Auch was die Erziehung der Kinder angeht, zeigen Frauen einen deutlichen Hang zur traditionellen Rollenteilung: Nur jede zweite Frau, so berichten die Familienforscher, findet einen Mann, der Erziehungsurlaub nimmt, "sympathisch". Jede Zehnte erklärte schlichtweg: Kindererziehung "passe" nicht so gut zu einem Mann. Der Anteil der Männer dagegen, die "fürsorgliches Verhalten" als passend für Männer empfinden, ist deutlich höher.

Das nannte die frühere Frauenministerin Christine Bergmann "verbale Aufgeschlossenheit bei bestehender Verhaltensstarre": Frauen fordern von den Männern in Diskussionen eine größere Beteiligung an Heim und Herd, aber halten bei der Umsetzung in die Praxis doch lieber an der vermeintlich sicheren Frauenrolle fest.

Das sehen auch die Forscher Doge und Volz so, die beide selbst jeweils in einer Partnerschaft leben - und Diskussionen über die Hausarbeit kennen. Zum Beweis zitieren sie eine andere Untersuchung, diesmal aus Österreich: Danach findet zwar die Hälfte der befragten Frauen eine gemeinsame Verantwortung der Eltern für die Kindererziehung "optimal", 76 Prozent erledigen die Aufgabe trotzdem lieber selbst. Der Vater wird zum "Assistenten" degradiert. Das ist besonders ausgeprägt, wenn die Mütter schon vor der Geburt überzeugt waren, dass ihre Partner das mit den Kleinen sowieso nicht hinbekommen.

Schwestern, so kann das natürlich nichts werden. Wie sollen die Frauen die Hälfte der Welt und die Männer die Hälfte des Hauses bekommen, wenn die Frauen auf der Hausarbeit sitzen? Haben Frauen wirklich, wie die Forscher behaupten, Angst, ihre (Haus-)Macht zu verlieren? Und liegt das vielleicht daran, dass sie den schrecklichen Verdacht haben, zwar die Hälfte des Hauses abgeben zu sollen - dafür aber noch lange nicht die Hälfte der Welt zu bekommen?
Daniela Martin
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