Buch Sammelband

Die Zukunft von Gender : Begriff und Zeitdiagnose

Verfasst von: Fleig, Anne (Hrsg.)
Frankfurt am Main: Campus , 2014 , 243 S.

Weitere Informationen

Einrichtung: FrauenGenderBibliothek Saar | Saarbrücken
Signatur: FE-145
Verfasst von: Fleig, Anne (Hrsg.)
Jahr: 2014
ISBN: 3593500841
Sprache: Nicht einzuordnen
Beschreibung:
Der vorliegende Sammelband beleuchtet die Kategorie Gender aus der interdisziplinären Perspektive von der historischen Soziologie, Philosophie, Pädagogik und der Literaturwissenschaft. Die einzelnen Beiträge thematisieren die Auseinandersetzung mit den verschiedenen Facetten des Gender-Begriffs und die Relevanz der Kategorie "Gender" für die Geschlechterpolitik bis hin zur Bedeutung von Gender im Kontext des Diversitätsmanagements. Im einzelnen finden sich folgende Autorinnen: Sigrid Nieberle unternimmt in ihrem Bericht über die Arbeit an einer Gender Studies-Einführung einen exemplarischen Schnelldurchlauf von der feministischen Frauenforschung zu den kulturwissenschaftlichen Gender Studies, von der Kanonisierung weiblicher Autorinnen und Frauen-Lexikographik zu Gender als "epistemischem Ding". Barbara Rendtorff untersucht die zahlreichen analytischen Missverständnisse, die sich aus dem Begriff Gender entwickelt haben und sich gerade im Bereich der Pädagogik vielerorts niederschlagen. Sabine Hark diskutiert die Frage, ob die anti-feministischen Diskurse Beleg dafür seien, dass die akademisierten Gender Studies obsolet sind, oder ob nicht gerade die Reibungen Hinweis darauf sind, dass die soziale Kategorie Gender nach wie vor besondere Bedeutung hat und vielleicht doch mehr als ein Aspekt von Diversität unter vielen ist. Rita Casale zeichnet den Übergang von der Dekonstruktion zur Kulturalisierung anhand theoretischer Schriften von Carla Lonzi, Heide Schlüpmann und Judith Butler nach und analysiert die zunehmende Verwechslung der Begriffe Subjekt und Identität, die sich im Zuge der Butler-Rezeption ergeben habe. Tove Soiland interveniert auf der Ebene der Theoriegeschichte, da die deutschsprachige Rezeption einen zentralen Strang der feministischen Theorie nahezu vollständig ausgeblendet habe: nämlich die Psychoanalyse, die hierzulande zu Unrecht als essentialistisch kritisiert worden sei. Cornelia Klinger weist direkt auf die sozialpolitische Ambivalenz der Debatten um Gender und Diversity, indem sie argumentiert, wie sehr die Begriffsgeschichte von Gender mit dem sogenannten Adult Worker Model (AWM) der Europäischen Union verbunden sei und die Ökonomisierung des Menschen als männliches und weibliches "Humankapital" vorangetrieben habe. Angela McRobbie zeichnet an zwei Beispielen die Entwicklung des neoliberalen Modells erfolgreicher Mutterschaft nach, das vom Brüchigwerden idealisierter Mutterschaft vor dem Beginn der zweiten Frauenbewegung und der Wandlung dieses Bildes zu dem der erfolgreichen Chefin (und Mutter) reicht. Hilge Landweer unternimmt eine Zusammenführung von Geschlechterforschung und Phänomenologie. Gegen sentimentale Nostalgie argumentiert sie in kritischer Auseinandersetzung mit Butlers Begriff materialization und jüngeren Arbeiten zur Verletzbarkeit, dass auch die Machtwirkungen von Diskursen wesentlich in der "leiblich-affektiven Betroffenheit" verankert sind. Fleigs eigener Beitrag mahnt aus der Perspektive der Literaturgeschichtsschreibung und Kanonforschung, dass die Durchsetzung des Begriffs Gender Frauen im Wissenschaftsbetrieb eher geschadet habe. Wo nicht mehr gezielt nach "Frauen" gesehen, sondern möglichst gender- und diversity-fördernd ans Werk gegangen werde, würden häufig unversehens gerade die alten diskriminierenden Strukturen restabilisiert.
Insgesamt sind die Autorinnen sich einig, dass die Kategorie Gender auch in Wissenschaftseinrichtungen Zukunft hat, denn nicht nur bedeute die Verankerung von Gender-Kompetenz in Lehrplänen und Studienordnungen eine didaktische Herausforderung, Gender-Kompetenz werde auch gezielt als zukünftige Führungskompetenz von Nachwuchswissenschaftlerinnen hervorgehoben. Uneinigkeit besteht zwischen den Autorinnen allerdings in Bezug auf die Bewertung des Konzeptes von Gender und die Frage, ob Gender überhaupt noch eine kritische Kategorie darstellt oder vollständig depolitisiert ist. Letztlich hegen fast alle Beiträge Zweifel, dass mit der Kategorie Gender Geschlechterverhältnisse reflektiert und verändert werden können.
Anmerkung:
Beigaben: Lit.angaben bei den einzelnen Aufsätzen
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