Orte: Galtür in Tirol, Bregenz, Fraxern, Göfis und Röns in Vorarlberg u.a. Quellentypen: Tagebuch (Frauentagebuch, tagebuchähnliche Aufzeichnungen): 27 Bände; Aufzeichnungen in Buchform: 21 Einnahmenverzeichnisse/Ausgabenverzeichnisse, 1 Postverzeichnis; Korrespondenz (Familienkorrespondenz): 33 Schreiben; autobiografische Aufzeichnungen: Texte (insgesamt 10 Seiten, tw. in Kopie); 50 Fotografien (als Scans); Weiteres: Erzählung von Bernhard K. mit biografischen Anleihen Zum Bestand: Schreiberin/Adressatin: Valeria K. (geb. B.); geb. 1914 in Röns in Vorarlberg, gest. 2000 in Fraxen in Vorarlberg
Übergeber: Bernhard K. (Sohn von Valeria K.), 2012
Valeria K. (geb. B.) wurde 1914 im vorarlbergischen Röns geboren. Ihre Eltern betrieben einen kleinen Bauernhof, der Vater war zudem Schuster. Nach der Volksschule war sie an verschiedenen Orten als Dienstmädchen beschäftigt, u.a. als Zimmermädchen in einem Alpengasthaus in Galtür in Tirol. Wie zahlreiche der 50 vorhandenen Fotografien von 1929 bis 2000 belegen, war Valeria K. als junge Frau begeisterte Alpinistin.
1947 heiratete sie Albert K. (1914-2000), einen Bauern aus Fraxern, zwischen 1948 und 1956 wurde sie Mutter von sechs Söhnen; Johannes, der Älteste starb während der Geburt. Bis die Familie auch den Bauernhof einer Schwester von Valeria K. in Göfis übernahm, arbeitete Albert K. neben der Landwirtschaft zeitweise als Schichtarbeiter in Liechtenstein. Um 1965 wurde mit dem Neubau eines so genannten „Siedlungshofes“ begonnen. In den späten 1970er-Jahren verkauften Valeria und Albert K. diesen Bauernhof und kehrten nach Fraxern zurück, wo sie Einfamilienhaus bauten. Hier vermietete Valeria K. nun Zimmer an Feriengäste und hatte einen großen Gemüsegarten. Seit den 1940er-Jahren hatte sie wiederkehrend gesundheitliche Probleme, als ältere Frau erlitt sie mehrere Herzinfarkte. Ab den 1980er-Jahren unternahm das Ehepaar K. zahlreiche Busreisen.
Der schriftliche Nachlass von Valeria K. enthält 27 verschiedenformatige Bände von Tagebüchern, die den Zeitraum von Jänner 1964 bis Juni 2000 fast lückenlos abdecken. Darin notierte sie einerseits die vielfältigen landwirtschaftlichen Arbeiten, die sie und ihre Familienmitglieder jeweils verrichtet haben, die (Haus)Bautätigkeiten, die Witterung sowie alltägliche und außergewöhnliche Erlebnisse. Das zweite vorliegende Tagebuch beginnt entsprechend mit dem Vorsatz: „1965 und 1966 beide Jahre will ich kurz aufzeichnen, das Wichtigste was vorkam“, der Band von 1966 trägt den Titel „Tagebuch übers Bauen“. Valeria K. problematisierte in ihren Notizen auch persönliche Themen, etwa Entscheidungsfindungen mit ihrem Ehemann („Albert sehr böse auf mich weil ich gesagt habe er soll keinen Stall mehr bauen für die Schafe“, Juni 1995) oder kommentiert politische Ereignisse wie die Regierungsbildung im Februar 2000.
Die von Juni 1959 bis Juli 2000 ebenfalls fast lückenlos vorliegenden 21 Einnahmen- und Ausgabenbücher dokumentieren über Jahrzehnte die Wirtschaftsgänge der Bauernhöfe der Familie K. (etwa den Verkauf von Milch, von Ferkeln oder Kirschen) und der Zimmervermietung, die Investitionen für die Haus- und Hofbauten, die alltäglichen Ausgaben im „Laden“ oder in der Apotheke sowie persönliche Aufwendungen für einzelne Familienmitglieder, Spenden und Mitgliedsbeiträge, schließlich die Kosten für die Krankenpflege und letztlich die Beerdigung von Albert K. im Jahr 2000. Die früheren Hefte enthalten auch einzelne Einträge von anderen Personen, vermutlich von Valeria K.s Söhnen und dem Ehemann. Von ihren Korrespondenzen sind die von ihrem Sohn Bernhard K. angefertigten Abschriften von 32 längeren Briefe vorhanden, die Pater Amadeus (d.i. Martin S.), der Onkel ihres Mannes und Beichtvater in der Bregenzer Zisterzienserabtei Mehrerau, zwischen November 1949 und Oktober 1965 an den „Liebe[n] Neffe[n] und Frau!“ und ab dem zweiten vorliegenden Schreiben an die „Liebe Schwägerin!“ adressiert hat. Ein Stehkalender für das Jahr 1995 enthält Auflistungen von geschriebener sowie erhaltener Post bis Dezember 1999.
Einzelne zusätzliche Dokumente enthalten verschiedene autobiografischen Angaben, so etwa ein 5-seitiger Brief, den Valeria und Albert K. anlässlich ihres 40-jährigen Hochzeitstages im September 1987 an die „Liebe[n] Söhne“ adressiert haben. Ihrer beider Biografien sind auch die Grundlagen für die Figuren in der Erzählung „Nichts geht verloren“ von Bernhard K., die er 2006 veröffentlicht hat.
Weitere Dokumente und Gegenstände aus dem Nachlass von Valeria K. befinden sich in Privatbesitz. |