Orte: Orte an der Front/Kriegsschauplätze im 1. Weltkrieg: St. Pölten in Niederösterreich, Viborg in Dänemark, Irkutsk, Perm, Sretensk und Werchne Udinsk (Ulan-Ude) in Russland u.a. Quellentypen: Tagebuch (Männertagebücher/Soldatentagebücher/während dem 1. Weltkrieg geführte Tagebücher): 6 Bände und lose Teile; Korrespondenz (Feldpost aus dem 1. Weltkrieg): 1 Schreiben; ca. 20 amtliche Dokumente (in Kopie); Weiteres: Rechercheunterlagen und -korrespondenzen Zum Bestand: Heinrich M.: geb. wahrscheinlich 1880 bei Mistelbach in Niederösterreich, gest. 1928 in Wien (oder 1871 in Czernowitz in der Bukowina, Todesdaten unbekannt)
Übergeber: Mag. Dieter K. (Zufallsfund), 2011
Der schriftliche Nachlass von Heinrich M. umfasst 4 Bände von Tagebüchern, zwei lose Tagebuchteile sowie einige gänzlich lose Textteile. Die Bücher sind (vermutlich) an die Ehefrau des Schreibers adressiert, die u.a. mit "Mama" oder "Rudichen" angesprochen wird. Dem Inhalt des "Tagebuch N=2" zufolge hatte Heinrich M. den Rang eines Oberleutnants.
Die chronologisch frühesten erhaltenen Teile der Aufzeichnungen sind in einem Umschlag gesammelt. Darin enthalten sind das "Tagebuch No=1. Feldzug 1914-1915" mit Einträgen von August bis Dezember 1914, das "Buch I. Gewidmet meinem Weibi" (Mai bis Juli 1915) sowie mehrere lose Teile von Tagebüchern, die u.a. den Zeitraum von Dezember bis Mai (vermutlich 1915) abdecken. Auf einigen Seiten sind auch Tagebuchnotizen bereits ab Anfang August 1914 enthalten. Die drei Bände in intaktem Notizbuchformat sind die vom Schreiber nummerierten Bände "No. 2", "No=3" und "No=4" vom "Feldzug 1914-1915", die die fortlaufenden Einträge von Mai 1915 bis Dezember 1915 umfassen. Die Aufzeichnungen enthalten minutiöse Berichte, auch von Gefechten, an denen Heinrich M. teilgenommen hat. Dabei wurden sie (entsprechend den Beschriftungen auf den Titelseiten) vermutlich retrosektiv in russischer Kriegsgefangenschaft in Stretensk und Werchne Udinsk bzw. auf der Fahrt von Perm dorthin verfasst. Der letzte vorliegende Band wurde in einem Lazarettlager in dänischen Viborg begonnen. Dieses Buch enthält ebenfalls retrospektive Aufzeichnungen, weil Heinrich M. seine anderen Tagebücher verloren glaubte, wie er am 20. Juni 1917 schrieb: "Mama ich habe 8 Tagebücher gehabt. Sind alle wahrscheinlich verloren. So schön hab ich sie für meine Einzige angelegt (…). Auch schöne Zukunftspläne waren drinnen. Einen kleinen Ersatz will ich Dir in diesem Büchel geben soweit noch meine Erinnerungen leben".
Die Einträge in allen Tagebüchern sind in Kurrentschrift mit Bleistift oder Tintenbleistift verfasst, die eng beschrieben Seiten enthalten auch einzelne Zeichnungen von militärischen Lagern und Stellungen oder der Wohnung von Heinrich M..
Die Identität des Schreibers kann auf der Grundlage seiner Soldatentagebücher nicht restlos geklärt werden. Die Aufzeichnungen wurden dem Nachlassgeber Mag. Dieter K. von einem Bekannten übergeben, der Schreiber könnte der Großvater dieses Bekannten gewesen sein. Entsprechend der Recherchen von Dieter K. in den Militär-Qualifikationslisten in mehreren Archiven kann es sich bei dem Schreiber um einen Mann handeln, der 1880 bei Mistelbach in Niederösterreich in eine Lehrersfamilie geboren wurde. Er war nach dem Ersten Weltkrieg bei der Eisenbahn beschäftigt. Die Recherche in der Friedhofsdatenbank würde die Vermutung bestätigen, dass es sich bei dem Diaristen um diesen Mann handelt. Dementsprechend waren die Lebensdaten seiner Ehefrau Rudolfine M. 1879-1971, ihr Sohn dürfte 1910 geboren worden sein. (Weitere Unterlagen zu seiner Person sind im Privatbesitz des Finders der Tagebücher.)
Ein zweiter Militärangehöriger mit selbem Namen wurde 1871 in Czernowitz in der Bukowina (Westukraine) als Sohn einer jüdischen Försterfamilie geboren. Er trat 1893 in die Offiziers-Aspirantenschule Prag ein, nachdem er in Czernowitz eine Staatsgewerbeschule besucht hatte. Die militärische Laufbahn dieses Heinrich M. ist bis 1923 anhand der (in Kopie vorliegenden) Qualifikationslisten detailliert belegt.
Teil der vorliegenden Unterlagen ist ein Brief von Elsa Björkman, einer Delegierten des Schwedischen Roten Kreuzes von März 1918, die entsprechend diesem Schreiben die Kriegstagebücher per Post nach Wien gesandt hat: "Eben von Russland zurückgekommen beeile ich mich Ihren Buch zu übersenden – den {Sie} hoffentlich richtig erhalten werden." |