Orte: Bad Gastein in Salzburg, Wien; Addis Abeba und andere Orte in Äthiopien; Allensbach am Bodensee, Bad Nauheim, Berlin, Brandenburg an der Havel und München in Deutschland; Beograd (Belgrad) in Serbien (Jugoslawien) Quellentypen: Aufzeichnungen in Buchform: Bücherverzeichnis; Korrespondenz (Familienkorrespondenz, Feldpost aus dem 2. Weltkrieg, Freundinnenkorrespondenz): 10 Schreiben; 4 amtliche Dokumente; autobiografische Aufzeichnungen: Typoskript und biografische Skizze (insgesamt 212 Seiten); 205 Fotografien; Weiteres: 3 Zeitungsberichte; Einladung, Poster, Malutensilien, literarische Texte, Zahlscheine Zum Bestand: Nachlasserin: Lore (Eleonore) T.; geb. 1914 in Berlin in Deutschland, gest. 2002 in Wien
Schreiberin: Jochen H. (Neffe von Lore T.), 2010
Eleonore (Richarda Eleonore Johanna Friederike, genannt Lore) T. wuchs mit vier (Halb)Geschwistern in Berlin und Brandenburg an der Havel als Tochter von Friederike T. (geb. T.-G., 1886-1963) und dem Hüttentechniker Dr. Hugo Richard T. (gest. 1925) auf. Sie besuchte die Mittelschule, ab 1929 absolvierte sie eine Bürolehre bei der Liga für Menschenrechte in Berlin.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 gelang Lore T. die Flucht nach Österreich zur Familie väterlicherseits, womit sie der Verhaftung als Mitarbeiterin der Liga für Menschenrechte entgehen konnte. Der Großvater Adolf T. gehörte als Privatsekretär des Industriellen Karl Wittgenstein zur gehobenen Wiener Gesellschaft. Lore T. machte die Ausbildung zur Diätassistentin und arbeitete in diesem Beruf in verschiedenen Kurheimen und Krankenhäusern, ab 1940 hatte sie die Position einer Ernährungsreferentin bei der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt im "Gau Baden-Elsaß" inne.
Als 25-Jährige erkrankte Lore T. an Kinderlähmung, wovon ihr gesundheitliche Schäden blieben. Nach 1945 übernahm sie Aushilfstätigkeiten, bevor sie eine Stelle als Diätküchenleiterin in Bad Nauheim antrat.
1960 ging Lore T. nach Äthiopien. Über ein Zeitschrifteninserat hatte sie den Posten der Diätassistentin des deutschen Leibarztes der Kaiserin Menen Asfaw (Wolete Giorgis, 1889-1962) und des Kaisers Haile Selassie I. (Ras Tafari Makonnen, 1892-1975) erhalten. In den folgenden Jahren ihrer Emigration stieg sie an deren Hof bis zur Leiterin der Küche auf. Sie kam jedes dritte Jahr auf Besuch nach Europa, wo sie auch Urlaub in Griechenland machte. Nach dem Sturz der äthiopischen Monarchie 1974 kehrte Lore T. 1975 nach Wien zurück. Sie begleitete nun zeitenweise eine wohlhabende Familie als Gesellschafterin, später etablierte sie sich als Aquarellmalierin nach chinesischer Technik, die sie auch ausstellte. Zudem hielt sie Vorträge über Äthiopien.
Der schriftliche Nachlass von Lore T. umfasst ein von ihr in den 1980er-Jahren angefertigtes autobiografisches Typoskript (205 Seiten: 188 Seiten sowie ein 17-seitigen Nachtrag). Die Aufzeichnungen „Erinnerungen an Äthiopien“ sind mit zahlreichen händisch eingetragenen redaktionellen Änderungen versehen. Dieser Text wurde 2011 von Dr. Rudolf A. wissenschaftlich aufbereitet ediert, erweitert um eine biografische Skizze von Dr.in Edith Stumpf- Fischer (7 Seiten). Zahlreiche der im Buch verwendeten Originalquellen sind auch Teil des Nachlasses in der Sammlung Frauennachlässe: Von Lore T. selbst, von Mitgliedern ihrer Familie und Bekannten in Europa sind 205 Porträtfotografien und Schnappschüsse von 1935 bis 2002 vorhanden, die sie teilweise in einer kleinen Kartonschachtel gesammelt hat. Von ihrem älteren Halbbruder Paul, der 1944 als Soldat im Zweiten Weltkrieg starb, liegen zudem 8 Korrespondenzstücke (November 1934 bis Juli 1944) vor, darin enthalten sind drei Pflanzenstudien mit Bleistift. Aus den 1990er-Jahren sind weitere zwei Briefe von Bekannten vorhanden.
In einem kleinformatigen Kalender hat Lore T. zwischen Dezember 1944 und November 1993 alle literarischen Bücher, die sie gelesen hat, eingetragen. Das Buch ist voll beschrieben, rückseitig sind wenige Einträge zu Beobachtungen von Pflanzen aus 1942 und 1945 notiert.
Aus der Zeit in Äthiopien sind 4 Ausweise in Fidäl-Schrift vorhanden: ihr KFZ-Führerinnen-schein, zwei Zugangsberechtigungsscheine in den Kaiserpalast und ein Impfpass.
Zu ihren Aquarellarbeiten sind neben drei Proben zwei Einladungen sowie ein Plakat zu Ausstellungen vorhanden, weiters verschiedene Malutensilien, darunter ein Namensstempel, den sie sich während einer Chinareise hat anfertigen lassen. Lore Trenklers Mitgliedschaften in anthroposophischen Institutionen in Wien sind durch 30 Beitragszahlungs-Belege (v.a. aus den1990er-Jahren) dokumentiert.
Von den journalistischen Berichten über Lore Trenklers Leben liegen drei Originaltexte vor. Daneben sind von Karl K., einem Verwandten mütterlicherseits, 5 Lore T. gewidmete literaturwissenschaftliche Publikationen und ein Nachruf vorhanden.
Die Übergabe weiterer Dokumente und Gegenstände ist in Aussicht gestellt. |