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Zur symbolischen Kastration von traditionellen Männlichkeiten : Elfriede Jelineks Prosa als doppelte Gesellschaftskritik

Verfasst von: Schwanke, Julia
Göttingen: 2017 , Heft: 2

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Einrichtung: GenderOpen
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Verfasst von: Schwanke, Julia
Schriftenreihe: Gender(ed) Thoughts - Working Paper Series
Jahr: 2017
Heft: 2
Sprache: Deutsch
Beschreibung:
Die österreichische Schriftstellerin Elfriede Jelinek (*1946) gilt als Autorin, die durch die überspitzte Darstellung der männlichen Herrschaft patriarchale Herrschaftsformen kritisiert. Der vorliegende Beitrag analysiert zwei Romane Jelineks der 1980er Jahre aus gendertheoretischer Sicht: Die Ausgesperrten und Die Klavierspielerin. Es wird gezeigt, dass Jelinek über eine einfache Patriarchatskritik hinausgeht, indem sie die männliche Herrschaft ad absurdum führt – sie führt symbolisch kastrierte Männlichkeiten als Persiflage einer traditionellen Männlichkeit vor. Für die Analyse werden soziologische geschlechts- und klassentheoretische Ansätze mit einer Methode zur Figurenanalyse verbunden. Michael Meusers Ansatz, welcher Raewyn Connells Konzept der hegemonialen Männlichkeit mit Pierre Bourdieus Habitus-Konzept verbindet, wird in die Figurenanalyse Jens Eders integriert. Dadurch wird die Performanz von Männlichkeit in Jelineks Prosa sichtbar(er) gemacht und in den Kontext einer doppelten Distinktions- und Dominanzlogik eingeordnet. Im Zuge der Analyse wird deutlich, dass die männlichen Figuren, welche sich bei der Konstruktion ihrer Männlichkeit am Ideal der hegemonialen Männlichkeit orientieren, zum Scheitern verurteilt sind. Sie können den Anforderungen, die das Patriarchat mit der Verkörperung einer hegemonialen Männlichkeit an sie stellt, nicht gerecht werden. Jelinek kastriert sie symbolisch. The Austrian writer Elfriede Jelinek (*1946) is regarded as an author who criticizes patriarchal forms of hegemony with the exaggerated depiction of masculine dominance. The contribution at hand ana- lyzes two of Jelinek’s novels from the 1980s from a gender-theory perspective: Wonderful, Wonder- ful Times [Die Ausgesperrten] and The Piano Teacher [Die Klavierspielerin]. It highlights that Jelinek goes beyond a common critique of patriarchy by reducing masculine dominance to absurdity – she showcas- es symbolically castrated masculinities as a persiflage of traditional masculinity. For the analysis, socio- logical gender- and class-based theoretical approaches are combined with a method of character analy- sis. Michael Meuser’s approach, which combines Raewyn Connell’s concept of hegemonic masculinity with Pierre Bourdieu’s habitus concept, is integrated into Jens Eder’s character analysis. With this the performance of masculinity becomes (more) visible in Jelinek’s prose and is integrated into the con- text of a double distinction and dominance logic. In the course of the analysis it becomes clear that the male characters, who orient themselves to the ideal of hegemonic masculinity in the construction of their own masculinity, are failing. They cannot meet the requirements which the patriarchy with its embodiment of a hegemonic masculinity imposes on them. Jelinek symbolically castrates them.
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Standort

GenderOpen Repositorium

Ein Repositorium für die Geschlechterforschung.
Eine Kooperation des Margherita-von-Brentano-Zentrum an der Freien Universität Berlin, dem Zentrum für transdisziplinäre Geschlechterstudien an der Humboldt-Universität und zu Berlin und dem Zentrum für interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschungan der Technischen Universität Berlin