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Lesungen für Segnungsfeiern gleichgeschlechtlicher Paare, queer ausgelegt. : Jonathans Zusage der Lebensgemeinschaft an David (1 Sam 18,1-4) und Ruths Treueschwur gegenüber Noomi (Ruth 1,14-17)

Verfasst von: Hügel, Karin
in: Alt-Katholische und Ökumenische Theologie 1 (2016). Jahresheft des Alt-Katholischen Seminars der Universität Bonn
Bonn: Alt-Katholischer Bistumsverlag , 2016 , Band: 1 , 31-48 S.

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Einrichtung: GenderOpen
Link: Volltext
Verfasst von: Hügel, Karin
Herausgegeben von: Krebs, Andreas
In: Alt-Katholische und Ökumenische Theologie 1 (2016). Jahresheft des Alt-Katholischen Seminars der Universität Bonn
Jahr: 2016
Band: 1
ISBN: 3934610625
Sprache: Deutsch
Beschreibung:
(1) In den biblischen Kontexten von 1 Sam 18,1-4 und Ruth 1,14-17 kommen keine reinen Paarbeziehungen, sondern nur Mehrfachbeziehungen vor. Das verweist auf ein Verständnis von Ehe und Hochzeit, welches sich von unserem heutigen unterscheidet. (2) In der ersten Begegnung zwischen David und Jonathan in 1 Sam 18,1-4, der Lesung für ein Männerpaar, sagt Jonathan David (ein Name, der nicht anderes als "der Geliebte" bedeutet) seine Lebensgemeinschaft zu. Gleichzeitig mit Jonathans wiederholter Liebesbekundung an David nimmt König Saul diesen schönen, im Kampf erfolgreichen Jüngling zu sich und lässt ihn nicht wieder ins Haus seines Vaters zurückkehren. David könnte deshalb mit einer neu verheirateten Braut verglichen werden, die in den Haushalt ihres Ehemanns einzieht. (3) Sprechende Namen unterstützen eine queere Interpretation der Lesung Ruth 1,14-17 für ein Frauenpaar: Aus damaliger wie heutiger Sicht kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Beziehung Ruths, "der Freund_in", zu Noomi, der "Lustvollen", als erotisch motiviert verstanden wird: Ruth hängt sich in Ruth 1,14 fest an ihre Schwiegermutter an und schwört Noomi in Ruth 1,16-17 lebenslange Treue. Ähnliche Formulierungen im Buch Ruth und im zweiten Schöpfungsbericht legen aus queerer Sicht ein eheähnliches Verhältnis zwischen Ruth und Noomi nahe. (1) In the biblical contexts both of 1 Sam 18:1-4 and of Ruth 1:14-17 we do not find pure partner relationships but multiple relationships. This suggests an understanding of marriage and wedding that differs from our present-day notions. (2) In the first encounter between David and Jonathan in 1 Sam 18:1-4 – the reading for a male couple – Jonathan pledges life partnership to David (a name that means nothing but "the beloved"). Simultaneously with Jonathan's repeated expressions of affection for David, King Saul takes this beautiful young man, victorious in battle, home and does not allow him to return to his fatherʼs house. This is why David might be compared to a newly married bride who moves into the household of her spouse. (3) The telling names sustain a queer interpretation of the reading Ruth 1:14-17 for a female couple: From both a biblical and a present-day perspective it cannot be ruled out that the relationship between Ruth, "the girlfriend", and Naomi, "the sweetheart", is understood as erotically motivated: besides clinging to her mother-in-law in Ruth 1:14, Ruth swears lifelong fidelity to Naomi in Ruth 1:16-17. Parallel formulations in the Book of Ruth and the second creation account suggest a quasi-marital relationship between Ruth and Naomi from a queer perspective.
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Standort

GenderOpen Repositorium

Ein Repositorium für die Geschlechterforschung.
Eine Kooperation des Margherita-von-Brentano-Zentrum an der Freien Universität Berlin, dem Zentrum für transdisziplinäre Geschlechterstudien an der Humboldt-Universität und zu Berlin und dem Zentrum für interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschungan der Technischen Universität Berlin