Buch Monografie

Widerstand schreiben! : Entkolonialisierungsprozesse im Schreiben indigener kanadischer Frauen

Verfasst von: Huntley, Audrey
Münster: UNRAST-Verlag , 1996 , 172 S.

Weitere Informationen

Einrichtung: FrauenGenderBibliothek Saar | Saarbrücken
Signatur: LI-70
Verfasst von: Huntley, Audrey
Jahr: 1996
ISBN: 3928300512
Sprache: Nicht einzuordnen
Beschreibung:
Audrey Huntley unternimmt aus diskurstheoretischer Perspektive vor dem Hintergrund des Kolonialismus eine historische, soziologisch-politische und literaturwissenschaftliche Verortung des Schreibens indigener Frauen in Kanada. Zunächst zeigt sie die Auswirkungen des kanadischen Kolonialismus, der damit einhergehenden Christianisierung sowie der folgenden rigiden Assimilationspolitik, die in der indigenen Community zur Zerstörung der traditionellen ökonomischen Basis, zu kultureller Entfremdung der andauernden Erfahrung von Rassismus und der weit verbreiteten Präsenz körperlicher und psychischer Mißhandlungen, sexueller Gewalt, Alkoholismus und einer hohen Rate von Selbsttötungen - sogar bei Kindern - führten. Innerhalb des kanadisch-kolonialistischen Diskurses brachte diese Entwickllung die Konstruktion des Stereotyps "Imaginary Indian" hervor, innerhalb dessen die indigenen Frauen, die eine radikale Veränderung ihrer gesellschaftlichen Stellung erlebten, als leicht sexuell ausbeutbare und häßliche "Easy Squaw" oder als idealisierte, schöne, weise und naturverbundene "Indian Princess" positioniert wurden.
Vor diesem Hintergrund beschreibt Audrey Huntley das Schreiben indigener Frauen, das zunächst mit autobiographischen Texten, "life writing", begann und mittlerweile eine Vielzahl von literarischen Formen (Romane, Essays und Lyrik) hervorgebracht hat, als Prozeß der Ent-Kolonialisierung, als Versuch, Gegen- bzw. Widerstandsdiskurse zu entwickeln, die die Stereotype des "Imaginary Indian" anzugreifen vermögen und diese durch vielfältigere Selbstbilder ersetzen können. Sie zeigt das Schreiben als Teil einer Repräsentationspolitik, die seit den achtziger Jahren größere Öffentlichkeit erhält und die einhergeht mit dem Aufbau eigener Verlage, Zeitschriften, Radio- und Fernsehprogramme, eines indigenen Informations- und Bildungszentrums, dem En'Owkin Centre in Pentiction, und indigener politischer und kultureller Frauenorganisationen.
Audrey Huntley stellt die vielfältigen Themen der Autorinnen vor (Rassismen, verinnerlichter Selbsthaß und die Überwindung u.a. durch das Schreiben, Sexismus in der Community und die spezifischen Verknüpfungen mit Rassismus, das Aufbrechen von Tabus wie die Thematisierung von homo- oder heterosexueller Erotik, die Aneignung und das Schreiben eigener Geschichte und das Wiederaufgreifen indigener Rituale genauso wie die Aneignung "nicht-indigener" Themen), sie beschreibt die verschiedenen Stilmittel (z.B. Anlehnung an das mündliche story-telling, Aufhebung der Linearität von Zeit und Raum) und die Schwierigkeiten bei der Vermarktung der literarischen Produkte ("too Indian", not Indian enough").
Besonders bemerkenswert ist, daß die Texte, obwohl sie häufig Teil politischer Diskurse sind und die Erneuerung bzw. Wiederbelebung der indianischen Community anstreben, immer wieder die Notwendigkeit von Veränderung und Wandel thematisieren und nicht an der Naturalisierung von Kultur teilnehmen.
Die Untersuchung bezieht sich u.a. auf die Autorinnen Kateri Akiwensie-Damm, Jeanette Armstrong, Susan Beaver, Maria Campbell, Chrystos, Beatrice Culleton-Moisonier, Donna Goodleaf, Rita Joe, Lee Maracle, Patricia A. Monture, Ruby Slipperjack, Shirley Stirling und Christine Welsh. (ke)
Anmerkung:
Beigaben: 9 S. Bibliogr., Anm.
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