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Einrichtung: FFBIZ-Archiv | Berlin
In: Akten, GM, ZD / Frauenbewegung und Frauenprojekte Berlin
Körperschaft: Wildwasser. Arbeitsgemeinschaft gegen sexuellen Missbrauch an Mädchen e.V.
Bestell-Signatur: A Rep. 400 Berlin 20.22.15.7
Jahr: 1983 -
Sprache: Deutsch
Beschreibung:

Vereinsgeschichte:
Im Herbst 1982 kehrten Marion Mebes und Anne Voss von längeren Aufenthalten in den USA und Großbritannien nach Berlin zurück. Beide hatten auf ihren Reisen das Prinzip von Frauenselbsthilfegruppen zum Thema sexuelle Gewalt kennengelernt. Unabhängig voneinander machten sie Aushänge in Frauencafés, Frauenbuchläden, auf der Frauensommeruniversität und im Frauenzentrum, um in Berlin eine Selbsthilfegruppe für Frauen, die als Mädchen sexualisierte Gewalt erlitten haben, ins Leben zu rufen. Aus dieser, von ihnen gemeinsam gegründeten Selbsthilfegruppe, entstand die erste Beratungsstelle zum Thema sexueller Mißbrauch in der Bundesrepublik Deutschland. Am 29. Okt. 1983 wurde sie unter dem Namen Wildwasser, Arbeitsgemeinschaft gegen sexuellen Mißbrauch an Mädchen ins Vereinsregister eingetragen.
Die Frauen von Wildwasser betraten Neuland, als sie im Mai 1983 mit einer ersten großen Veranstaltung im Mehringhof in Kreuzberg mit ihrem Anliegen an die Öffentlichkeit gingen. Noch im selben Jahr folgte eine Sendung im Sender Freies Berlin, SFB. In der Zeitschrift Brigitte erschien die Dokumentation Als Kind mißbraucht - Frauen brechen das Schweigen. Sabine Zurmühl drehte 1984 den Dokumentarfilm Das schreckliche Geheimnis, in dem Frauen von Wildwasser zu Wort kamen. Durch diese Öffentlichkeitsarbeit kamen viele Anfragen und immer mehr Frauen zu den Selbsthilfetreffen in die Potsdamer Straße 139, so daß größere Räume notwendig wurden. 1985 entstanden durch Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen ABM zwei Stellen für die Arbeit mit Frauen, und durch finanzielle Förderung der Berliner Senatsverwaltung für Miete und Sachkosten konnten am 04. Juni 1985 neue Räume in Berlin-Wilmersdorf, in der Holsteinischen Straße 3, eröffnet werden. Die im Oktober 1985 in Berlin stattfindende bundesweite Fachtagung Sexueller Mißbrauch von Mädchen - Strategien zur Befreiung, war die zweite große Veranstaltung von Wildwasser. Am 21. Okt. 1985 wirkte ihre Selbsthilfegruppe in der Sendung des Zweiten Deutschen Fernsehens ZDF Reportage am Montag - Thema: Inzest mit. Sehr viele Mädchen suchten daraufhin Rat, so daß es vordringlich wurde, eine Beratungsstelle für Mädchen zu eröffnen. Es entstand die Idee eines Modellprojekts. Beim zuständigen Bundesministerium in Bonn wurde ein Antrag auf finanzielle Förderung für eine Beratungsstelle und eine Zufluchtswohnung für Mädchen sowie für eine Frauenselbsthilfe und -beratungsstelle gestellt. Dieser Antrag wurde teilweise bewilligt, der Bereich Frauenselbsthilfe wurde gestrichen. Er wurde dann aus dem Berliner Fink-Topf (nach Senator Fink benannt) finanziert, und später übernahm dies die Senatsverwaltung für Frauen. 1987 konnten gemeinsam vom Frauenselbsthilfebereich und der Modellberatungssstelle für Mädchen Räume im Mehringdamm 50 bezogen werden. Parallel dazu wurden Räume für eine Mädchenzufluchtswohnung angemietet. Am 01. Okt. 1987 begann die Modellphase für die Mädchenberatungsstelle unter der Projektleitung von Prof. Dr. Christina Thürmer-Rohr. Es wurden Konzepte entwickelt, die noch heute für Wildwasser und viele ähnliche Frauenprojekte im Bundesgebiet Gültigkeit haben. Die Wildwasser-Frauen Marion Mebes und Lydia Sandrock gaben im Verlag Donna Vita die Aufklärungs-Malbücher Kein Küßchen auf Kommando (1988) und Kein Anfassen auf Kommando (1990) heraus, die große Verbreitung fanden. Durch das Auslaufen der Finanzierung des Modellprojektes Ende März 1991 stand Wildwasser vor der Tatsache, die Mädchenberatungsstelle und die Zufluchtswohnung wieder schließen zu müssen. Eine Öffentlichkeitskampagne bewirkte eine Fülle von Solidaritätsbekundungen aus ganz Deutschland. Der damalige Berliner Jugendsenator Krüger machte Wildwasser das Angebot, eine zweite Beratungsstelle im Ostteil Berlins aufzubauen. Dafür sollten die existierenden Beratungsstelle in Kreuzberg und die Zufluchtswohnung weiterfinanziert werden. In Berlin-Mitte wurden in der Dircksenstraße 47 Räume gefunden, und ein von der Stiftung Deutsche Klassenlotterie bewilligter Antrag sicherte deren Ausbau und Einrichtung. Fünf ABM-Stellen wurden geschaffen und Ost- und West-Frauen lernten sich gegenseitig kennen und gemeinsam arbeiten. Im Juni 1993 konnte die Wildwasser-Beratungsstelle in Berlin-Mitte von einem selbständig arbeitenden Team eröffnet werden. Der Frauenselbsthilfebereich von Wildwasser hatte sich inzwischen so vergrößert, daß neue Räume gefunden werden mußten, und im November 1992 konnte er in der Friesenstraße 6 in Kreuzberg eine große ausgebaute Dachgeschoßetage beziehen. Im selben Haus befand sich bereits der Frauenselbsthilfe-Infoladen, der als Treffpunkt, Informationsbörse und Café dient und in dem Lesungen und Ausstellungen stattfinden. Der Infoladen wird bis heute von unbezahlt arbeitenden Frauen betrieben, die sich speziell der Selbsthilfearbeit verbunden fühlen. Vom 30.09.-02.10. 1993 fand in Berlin der bundesweite Kongreß 10 Jahre Wildwasser, Berlin statt, und im Tempodrom wurde ein großes Fest gefeiert. Die Arbeitsergebnisse des Kongresses wurden in der Dokumentation Wir haben schon viel erreicht veröffentlicht. Anschließend an diesen Kongreß fand vom 07.-09.10.1993 auch ein bundesweiter Selbsthilfekongreß in Berlin statt, den die Berliner Mitarbeiterinnen der Wildwasser-Selbsthilfe organisierten. In jüngster Zeit gibt es neben der kontinuierlich fortgeführten Arbeit viele neue Ideen und Aktivitäten, wie zum Beispiel eine vierteilige Vorlesungsreihe oder das Hausprojekt, der Kauf und der Aus- und Umbau einer alten leerstehenden Stadtvilla für Wildwasser in Berlin-Wedding. Enthält:
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