Archivgut Nachlass

Maria W. NL 262 VI

September 1895 bis Mai 1951, Juli 1978

Weitere Informationen

Einrichtung: Sammlung Frauennachlässe | Wien
Jahr: September 1895 bis Mai 1951, Juli 1978
Sprache: Deutsch
Beschreibung:
<p><b>Orte: </b>Linz, Ottnang, Wels und andere Orte in Oberösterreich; Dachau in Deutschland</p>
<p><b>Quellentypen: </b>Tagebuch (tagebuchähnliche Aufzeichnungen): 1 Band; Korrespondenz (Paarkorrespondenz, Freundschaftskorrespondenz, Korrespondenz aus dem KZ): 58 Schreiben; 25 amtliche Dokumente; 10 Dokumente zur Berufslaufbahn; 37 Fotografien (größtenteils in 1 Fotoalbum)</p>
<p><b>Zum Bestand: </b>Schreiberin/Empfängerin: Maria W. (geb. P.); geb. 1885 in Wels in Oberösterreich, gest. 1963 in Puchenau bei Linz in Oberösterreich

Schreiber: Heinrich W.; geb. 1887 in Wels in Oberösterreich, gest. 1950 in Linz in Oberösterreich

Übergeber: Dr. Florian W. (Urenkel von Maria W.), 2019-2022



Maria W. (geb. P.) wuchs in Wels in Oberösterreich auf, wo ihre Eltern eine Gastwirtschaft führten. 1909 heiratete sie den Kaufmann Heinrich (genannt Heinz) W. (1887-1950). Sie hatten die vier Kinder Rotraud, Heinrich (ebenfalls genannt Heinz), Heribert und Herwig W..

Heinrich W. engagierte sich nach seinem Kriegsdienst im Ersten Weltkrieg bei der Heimwehr („Österreichischer Heimatschutz“) in Wels. Von 1920 bis 1926 war er hier Ortsgruppenführer, später Stadtkommandant und Landesführer der Heimwehr für Oberösterreich. 1934 wurde er zum Landesrat gewählt, gleichzeitig war er Landesführerstellvertreter der Vaterländischen Front und später Landeshauptmannstellvertreter („Landesstatthalter“).

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialist:innen war Heinrich W. zunächst in Linz und ab Juli 1938 im Konzentrationslager Dachau interniert. Aus der Zeit von März 1938 bis April 1939 sind 51 Briefe erhalten, die er aus der Haft an seine Ehefrau adressiert hat. Diese sind zum Großteil auf dem vorgedruckten Briefpapier des Konzentrationslagers geschrieben. Inhaltlich steht die Sorgen um die Familie u. a. in wirtschaftlicher Hinsicht im Vordergrund: „Ich dank dir liebe Mizzi für deinen l. Brief […], weil ich daraus doch entnehmen kann, daß Du + die Buben nicht in wirtschaftlicher Not seid. Damit ist mir ein Stein vom Herzen gefallen + dadurch kann ich auch ohne Gewissensbisse es annehmen, wenn Du mir Geld sendest“ (30. August 1938). Angesprochen werden zudem Ereignisse in der Familie und im Bekanntenkreis, die Trennung und Hoffnung auf baldige Heimkehr: „ich hege nicht viel Hoffnung, diese Ostern, die dann schon die zweiten in Gefangenschaft sind, bei Euch verbringen zu können. Wie immer aber auch mein Los sich gestalten mag, stets denke deiner + unserer Kinder in inniger Liebe dein Heinz“ (18.3.1939). Der Korrespondenz beigefügt sind 35 Kuverts, die teilweise den Vermerk „zensuriert“ tragen.

1939 wurde Heinrich W. aus der Haft entlassen, durfte sich aber nicht in Oberösterreich aufhalten. 1945 wurde er Direktor des Bauunternehmens Ferro-Betonit. Die Haft und die Nachkriegszeit sind anhand einzelner amtlicher Dokumente belegt. Neben dem Entlassungsschein aus dem Konzentrationslager Dachau aus 1939 sind das etwa eine „Zuzuggenehmigung“ aus 1945, eine Wohnsitzerklärung aus 1946 und ein Aufenthaltsnachweis aus 1948.

1942 war Maria und Heinrich W.s jüngster Sohn Herwig W. (geb. 1925) als junger Bursche an einer Krankheit gestorben. In dem Fotoalbum „Unser Kind“ sind Fotografien von seiner Aufbahrung 1942, die Todesanzeige, Totenreden, Gedichte und Kondolenzschreiben eingefügt. Aus der Zeit seit den 1930er-Jahren sind in diesem Album Kinderfotografien der vier Geschwister u. a. beim Wandern und Schifahren enthalten. Der älteste Sohn Heinrich W. starb als Soldat im Zweiten Weltkrieg, der dritte Sohn Dr. Heribert W. (geb. 1923) verunglückte 1953 bei einer Bergtour tödlich.

Der zweite Teil von Maria W.s Nachlasses umfasst Dokumente von einigen Vorfahr:innen sowie von ihren Geschwistern Leopoldine, Johanna, Paula und Karl P..

Von Maria W.s Schwester Paula P. (geb. 1887) sind drei Schulzeugnisse (1899-1901) und ein Notizheft erhalten, das auf 19 beschriebenen Seiten neben einem Briefentwurf die Vermerke von Musikstücken enthält, die sie 1912 und 1913 geübt hat. Eingelegt sind darin 5 Briefe von ihrer „Jugendliebe“ (1907-1908) und einzelnes Loses.

Von den zwei anderen Schwestern sind insgesamt 18 amtliche Dokumente wie Geburts-, Trauungs- und Sterbeurkunden sowie Unterlagen zu deren Schul- und Berufslaufbahnen aus dem Zeitraum von 1895 bis 1951 erhalten: U. a. sind das von Leopoldine P. (geb. 1893) 5 Dienstzeugnisse (1914-1922) über ihre Arbeit als Stenotypistin, Kanzlistin und Maschinenschreiberin sowie von der als „Flaschenhändlerin“ ausgewiesenen Johanna P. (geb. 1883) eine Mitgliedskarte der Heimatwehr Oberösterreich aus 1935.

Beigelegt ist dieser Sammlung ein Schreiben aus 1978 bezüglich der „Verwandtschaftssuche“ an Maria W.s Schwiegertochter Dipl.Ing.in Helga W. (geb. R., 1925-2016, SFN NL 262 I), der Witwe von Dr. Heribert W..

In der Ordnung der Sammlung Frauennachlässe sind zudem Fotografien (als Scans) aus dem Nachlass von Maria W. dem Nachlass von Helga W. zugeordnet.</p>
Anmerkung:
Aus Datenschutzgründen werden in diesem Online-Verzeichnis alle Nachnamen abgekürzt angegeben. Die mit den Übergeber/innen der Bestände jeweils vertraglich vereinbarte Verwendung der Namen ist bei der Recherche vor Ort abzuklären.
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