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Einrichtung: FrauenMediaTurm | Köln
Signatur: Z-Ü107:2000-6-a
Formatangabe: Interview
Link: Volltext
Verfasst von: Tabatabai, Jasmin; Schwarzer, Alice info
In: EMMA
Jahr: 2000
Heft: 6
Beschreibung: Ill.
ISSN: 0721-9741
List of content:
  • "Bandits" [Filmtitel]
  • Sprache: Nicht einzuordnen
    Beschreibung:
    Wir haben es nötig, Mädels!

    Alice Schwarzer: Als du im letzten Jahr auf dem Beauvoir-Kongress in Köln Texte von Feministinnen gelesen hast, hast du gesagt: "Ich wollte keinen Unterschied zwischen Männern und Frauen machen. Nur dann habe ich festgestellt, dass wir alle nicht so emanzipiert sind, wie wir gerne tun." Als Augenöffner hast du deine Erfahrungen mit dem Film "Bandits" genannt. Jasmin Tabatabai: Ja, mittlerweile gilt der Film ja als "Frauenfilm", aber wir hatten uns zunächst gar nicht viele Gedanken gemacht. Bis die Reaktionen kamen, eine wahnsinnig schlechte Presse und nur Geläster in der Branche. So gemein und giftig, dass man spürte: Hier geht es gar nicht um den Film, sondern um was ganz anderes. "Bandits" war ja gar nicht gegen Männer, aber eben doch für Frauen. Frauen standen im Mittelpunkt, und Frauen haben die Entscheidungen getroffen. Das war anscheinend eine Bedrohung. Der einzige Kommentar eines Regisseurs, den ich eigentlich mag, war: Ihr hättet ruhig ein bisschen sexy aussehen können, mal 'nen Minirock oder so. Da hab ich dem gesagt: "Stell dir mal vor, ich würde so mit dir reden: Mensch, du hast doch einen guten Arsch, zieh doch mal engere Hosen an... Und außerdem: Ich finde, dass wir sexy aussehen!" Am härtesten hat es die Regisseurin Katja von Garnier getroffen. Die ist nun wirklich nicht arrogant, nur an bestimmten Punkten streng. Aber wenn sie in Interviews sagte: Ich habe das gemacht, und ich wollte das, wurde ihr das gleich als Vermessenheit ausgelegt. Die Presse ist mit ihr umgegangen... In der "Süddeutschen Zeitung" zum Beispiel wurde sie von dem Kritiker nur mit Vornamen angesprochen: "die Rebellen-Katja" und so. Der Oberlehrer, der das kleine Mädchen maßregelt. Es war echt die Härte. Das habt ihr euch damals aber nicht anmerken lassen.

    Ja. Das Einzige, was uns den Arsch gerettet hat, war: Wir sind nicht übereinander hergefallen. Wir haben es durchgezogen. Wir hatten auch Streit, haben uns zum Teil die Köpfe eingeschlagen - aber nach außen hin haben wir zusammen gehalten. Das hat auch den Typen Respekt abgenötigt. Davor warst du noch nie als Frau an Grenzen gestoßen?

    Naja, es fing schon an, komisch zu werden, als ich meine ersten Beziehungen mit Männern hatte. Aber das hab ich dann nicht ausgetragen, sondern ich bin immer gegangen. So richtig merkst du es eben erst, wenn es um Beruf, Erfolg und direkte Konkurrenz geht. So mit Ende 20, Anfang 30 also. Ich glaube, im Vergleich zu früher hat sich das verschoben, die Konflikte fangen erst später an. Dabei war es bei mir schon immer so, dass manche Männer Angst vor mir hatten Angst?

    Die nehmen zwar sehr gerne in Anspruch, dass sie uns Frauen nicht mehr ernähren müssen, aber allzu selbstständig dürfen wir auch wieder nicht sein. Aber die haben es natürlich auch nicht leicht. Ich seh's ja an meinem Bruder. Die haben einen wahnsinnigen Druck von außen, müssen immer wissen, wo es langgeht und erfolgreicher sein als ihre Frauen. Sonst sind sie ein Schlappschwanz.

    Apropos Bruder. Der spielt eine große Rolle in deinem Leben. Ja, ich bin mit ihm aufgewachsen, was wahrscheinlich viel damit zu tun hat, dass ich bin, wie ich bin. Innerhalb der Familie waren wir eine Einheit, er hat mich verprügelt und ich ihn. Und wir haben immer Streiche gemacht. Dann kam von außen plötzlich dieses Ding: Du bist ein Mädchen, du musst es anders machen. Das fing an, als ich so etwa fünf war. Da sollte ich plötzlich Kleider tragen, nicht mehr so rumtollen und ruhig sein. Ich habe das wirklich nicht verstanden, warum mein Bruder das tolle Auto geschenkt kriegte und ich nicht. Da hat mein Kampf angefangen, mein

    BU: "Gerade jetzt müssen wir sagen: Selbstverständlich bin ich Feministin! Wir Schauspielerinnen sollten nicht länger kleine Mädchen, sondern Frauen spielen."
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